Marc Gommlich ist Pastor der evangelischen Elia-Kirchengemeinde Langenhagen, einer Stadt in Niedersachsen. Auf der Website der Gemeinde findet man den Menü-Eintrag „Digitale Kirche“, hinter dem sich die „Gedanken zum Tag“ verbergen: Über 1.300 Impulsgedanken zur jeweiligen Tageslosung, von Pfarrer Gommlich verfasst und vorgetragen – ein Video- und Podcast-Format, das in Deutschland in dieser Form einzigartig sein dürfte.
Ich freue mich, dass Pastor Gommlich sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten.
Herr Pastor Gommlich, was hat Sie dazu inspiriert, das Format der „Gedanken zum Tag“ zu entwickeln?
Marc Gommlich: Menschen aus unserer Kirchengemeinde nahmen Kontakt mit mir auf und wünschten sich in der distanzreichen, oft kontaktlosen und dadurch einsamen Corona-Zeit Gottes Wort. Gottesdienste, an denen Menschen teilnehmen konnten, gab es in den ersten Monaten der Pandemie nicht. Das Wichtigste war: Gottes Wort.
Das Format durfte weder zu aufwändig noch zu langatmig sein. Kurz, knackig und authentisch, war mein Leitmotiv. Die Bibelverse, die die Herrnhuter auslosen und festlegen, lagen als Grundlage für meine Gedanken auf der Hand. Einfach und oft bewährt. Noch ein paar weiterführende Impulse von mir dazu, um ein paar Gedanken bei den Menschen vor den Bildschirmen in Bewegung zu setzen, fertig.
Dann noch schnell einen Ort zusammenzimmern, vorhandene Kameras und Mikrophone ausprobieren und eine Art von Hintergrund bauen. Ein Kreuz aus unserem USA-Urlaub, ein Gecko aus unserem Ibiza-Urlaub und ein Kunststoff-Oliven Baum fürs Auge. Die Aufnahmen begannen.
Wie würden Sie den Einfluss beschreiben, den die „Gedanken zum Tag“ auf das spirituelle Leben und die Gemeinschaft in Ihrer Kirchengemeinde und darüber hinaus haben?
Marc Gommlich: Gottes Wort ist das, was fürs Handy das Ladekabel oder fürs Auto die Tankstelle ist. Als Mensch, der bereits an Jesus glaubt, und auch als Mensch, der noch auf der Suche ist und Zweifel hat, ist das Wort Gottes kraftgebend und augenöffnend. Und so ist auch der Einfluss der „Gedanken zum Tag“. Viele Rückmeldungen handeln genau davon. Ganz einfach, weil Gottes Wort im Mittelpunkt steht.
Welche Rückmeldungen haben Sie von Ihrer Gemeinde und anderen Zuhörerinnen und Zuhörern zu den „Gedanken zum Tag“ erhalten und wie beeinflussen diese Rückmeldungen Ihre Arbeit?
Marc Gommlich: Die Rückmeldungen per E-Mail werden zunehmend mehr und sind fast durchgängig positiv. Das motiviert mich schon sehr, weil es tatsächlich auch Tage gibt, an denen die Zeit für die Aufnahmen sehr knapp ist. Was mich besonders an den Rückmeldungen motiviert, ist, dass Gott dieses moderne Format offensichtlich nutzt, um in den Zuschauern und Zuhörern zu wirken.
Ich erkenne und spüre: Gott benutzt mich für seine Zwecke. Das gibt mir am meisten Kraft und Motivation.
Kommentare auf YouTube oder anderen sozialen Medien lese ich in der Regel nicht. Ich möchte mich nicht zu sehr von Meinungen abhängig machen. Es gibt viele, viele gute und positive Kommentare. Dann gibt es die Kommentare, die etwas zum Hintergrund oder zu meiner Kleidung zu sagen (zu meckern) haben. Bei manchen schmunzle ich, andere sind bevormundend und wollen mir vorschreiben, was im Hintergrund zu sehen sein darf und was nicht.
Es geht um Gottes Wort, das ich authentisch – so wie ich bin – rüberbringen muss.
Dann gibt es auch noch die richtig verletzenden und tief bösartigen Kommentare. Diese filtert unser Techniker Malte allerdings schon vorher raus, so dass diese erst gar nicht veröffentlicht werden. Mir ist immer wichtiger geworden, dass es mir bei den Aufnahmen weder um gute oder böse Rückmeldungen gehen darf. Es geht um Gottes Wort, das ich authentisch – so wie ich bin – rüberbringen muss. So gebe ich dem Heiligen Geist viel Raum, mir Wörter und Erlebnisse in den Mund zu legen. Darauf vertraue ich.
Hier zwei Rückmeldung als Beispiele:
Gerhard schreibt: „Hallo Herr Gommlich! Wenn meine Mutter gegen 8.00 Uhr aufsteht und dann ins Wohnzimmer kommt, hören wir erst einmal Ihre guten Gedanken zu Losung und Lehrtext. Da fängt der Tag gleich gut an.“
Thilo schreibt: „Vielen Dank an dich, Marc. Seit geraumer Zeit bekomme ich von Glaubens-Geschwistern deine Gedanken zum Tag. Durch deine Gedanken kann ich nun endlich in meinem Glauben wachsen, durch deine Art verstehe ich die Zusammenhänge immer besser, vor allem gibst du mir Mut.“
Glauben Sie, dass die digitale Präsenz und die Verwendung von Multimedia-Formaten wie Video und Podcasts eine zunehmend wichtige Rolle in der religiösen Gemeinschaft spielen werden?
Marc Gommlich: Ja, glaube ich. Nein, ich bin davon 100%ig überzeugt. Grundlage meiner Überzeugung sind wieder die Infos, die ich durch die Rückmeldungen per Mail bekomme.
Erste Feststellung: Menschen finden in ihrer Umgebung keine Gemeinden mehr, die das Wort Gottes als heilig bezeichnen und entsprechend predigen und verkündigen.
Jesus selbst spielt bei vielen kaum noch eine Rolle. Aber es gibt eine große Sehnsucht bei den Menschen nach Gottes Wort und Jesus. Völlig logisch, da Jesus ja den Durst stillt und nur er die Quelle des lebendigen Wassers ist.
Zweite Feststellung: Menschen sind an ihren Wohnort gebunden.
Aus verschiedenen Gründen. Der häufigste ist, dass sie ihre Eltern oder einen Elternteil pflegen. Und wenn dann beide, eben genannten Feststellungen zusammenkommen, ist es für diese Menschen unmöglich viel Zeit aufzuwenden, um eine Jesus verkündende Gemeinde zu besuchen. Das Internet ist die Lösung. In diesem Falle ein riesengroßer Segen, eine neue Möglichkeit, Gottes Wort und Jesus zu erleben, von Gott angesprochen zu werden.
Gott nutzt alle Möglichkeiten, auch die digitalen.
Und Gott nutzt alle Möglichkeiten, auch die digitalen. Das digitale Format führt aber auch dazu, dass Menschen wieder Gottesdienste vor Ort besuchen und sich dem Gemeindeleben erneut annähern. Nicht nur, dass bei mir im Gottesdienst inzwischen jeden Sonntag Teilnehmer sitzen, die regelmäßig die „Gedanken zum Tag“ schauen oder hören. Viele teilten mir auch per Mail mit, dass sie endlich wieder den Mut gefasst haben, vor Ort in den Gottesdienst zu gehen oder sich wieder eine Gemeinde in ihrer Umgebung zu suchen.
Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? „Gebet ist für mich…”
Marc Gommlich: Gebet ist für mich Reden mit meinem Vater im Himmel. Gebet ist für mich, mein Herz ausschütten vor Jesus Christus, meinem Herrn und Retter. Gebet ist für mich, Antworten von meinem himmlischen Vater, Jesus und dem Heiligen Geist zu bekommen.
Ich danke für das Gespräch.
Hinweis: Die Kurzandachten “Gedanken zum Tag” von Pastor Marc Gommlich zu den Losungen finden Sie als Video-Reihe auf YouTube, sowie als Podcast auf vielen Streaming-Plattformen.