Die Nummer gegen Kummer

Nora Malmedie

Nora Malmedie ist Pressesprecherin des Vereins „Nummer gegen Kummer“. Dieser Verein ist die Dachorganisation des größten, kostenfreien, telefonischen Beratungsangebotes für Kinder, Jugendliche und Eltern in Deutschland. Das Kinder- und Jugendtelefon zum Beispiel ist montags bis samstags von 14 Uhr bis 20 Uhr unter der Rufnummer 116 111 anonym und kostenlos erreichbar. 

Ich freue mich, dass Frau Malmedie sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten.

Frau Malmedie, wie wurde der Verein „Nummer gegen Kummer e.V.“ gegründet und welche Ziele verfolgt er?

Nora Malmedie: Mit drei privaten Telefonanschlüssen haben 1980 ungeschulte, aber zugewandte Gesprächspartner*innen begonnen in seelische Not geratene Kinder und Jugendliche zu beraten. Aus diesem Engagement heraus hat sich der Verein “Nummer gegen Kummer” entwickelt, der mittlerweile neben Beratungsangeboten für junge Menschen auch ein Elterntelefon führt.

Häufig sprechen junge Menschen psychische Probleme, Einsamkeit, die Beziehung zu den Eltern, das Thema Sexualität, Ängste, Selbstverletzung und Mobbingerfahrungen an.

Heute, über 40 Jahre später, stehen hinter den Angeboten der „Nummer gegen Kummer“ rund 3.800 ausgebildete, ehrenamtlich engagierte Berater*innen, die sich bundesweit in ihrer Freizeit um die Sorgen und Anliegen von Ratsuchenden kümmern. Unser Ziel ist es, das emotionale und psychosoziale Wohlbefinden von Kindern, Jugendlichen und Eltern sowie anderen Bezugspersonen in Deutschland zu fördern und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen, indem wir für sie da sind und ihnen als Ansprechpersonen zur Seite stehen.  

Foto: Pixabay/sasint

Welche Arten von Problemen oder Fragen sind die häufigsten, mit denen Kinder und Jugendliche sich an Sie wenden?

Nora Malmedie: Da unsere Beratungsangebote themenoffen sind, melden sich Ratsuchende entsprechend mit allem, was sie im Alltag beschäftigt. Die Bandbreite an Themen junger Ratsuchender ist riesig. Besonders häufig werden psychische Probleme, Einsamkeit, die Beziehung zu den Eltern, alles rund um Sexualität, Ängste, Selbstverletzung und Mobbingerfahrungen angesprochen. 

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Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um sicherzustellen, dass die Anrufenden in akuten Krisensituationen angemessen unterstützt werden?

Nora Malmedie: Zunächst einmal bieten wir Ratsuchenden einen geschützten Raum, in dem sie sich mit einer Person vertraulich über ihre individuelle Lebenssituation unterhalten können. Jede Beratung ist dabei so individuell wie das Problem, um das es geht. Das Gespräch selbst bietet Entlastung: Einfach mal reden und das Gefühl, dass einem jemand positiv zugewandt ist, einen ernst nimmt, Verständnis und Mitgefühl, Interesse und Sympathie zeigt, hilft vielen Ratsuchenden. 

Im Laufe des Gesprächs können unsere Berater*innen auch auf dafür ausgebildete und zuständige Expert*innen oder Organisationen hinweisen. So erhalten Ratsuchende mit einem akuten oder spezifischen Beratungs- und Hilfebedarf die Unterstützung, die sie benötigen. Unsere Berater*innen sind umfänglich für die Beratung ausgebildet, besuchen Fortbildungen und nehmen regelmäßig Supervision in Anspruch.  

Pixabay/Miriams-Fotos

Wie finanziert sich der Verein und gibt es Möglichkeiten für Spenden oder ehrenamtliches Engagement?

Nora Malmedie: Nummer gegen Kummer e. V. ist als gemeinnütziger Verein und als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Wir finanzieren uns insbesondere durch Spenden und öffentliche Zuschüsse. Wir benötigen Spenden, um unsere Beratungsangebote aufrechtzuerhalten und auszubauen und freuen uns daher über jede Unterstützung – auch in Form von Kooperationen, Projektpaten oder Werbeflächen.

Wir benötigen Spenden und freuen uns über jede Unterstützung.

Auch neue ehrenamtliche Berater*innen sind immer herzlich willkommen. Wir sind weder konfessionell gebunden oder politisch engagiert, das Ehrenamt steht grundsätzlich jedem offen. Die Ausbildung für die Beratung am Kinder- und Jugendtelefon, in der Chat-Beratung und für das Elterntelefon findet an unterschiedlichen Standorten in Deutschland statt.  

Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich …”

Nora Malmedie: Gebet ist für mich eine Glaubenspraxis, die tiefe spirituelle Bedeutung für viele Menschen hat, auch wenn ich sie selbst nicht praktiziere. 

Ich danke für das Gespräch.

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