Ich möchte auch andere Frauen ermutigen!

Bischöfin Maria Kubin

Frau Maria Kubin ist die erste Bischöfin der altkatholischen Kirche in Österreich. Sie ist nicht nur altkatholische Priesterin, sondern auch Psychotherapeutin. Ich freue mich, dass Frau Bischöfin Kubin sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten.

Frau Kubin, schon Ihr Weg aus einer traditionell römisch-katholischen Familie über das Engagement in der Pfarrgemeinde hin zur Konversion zur altkatholischen Kirche erscheint ungewöhnlich. Lag dieser Entscheidung bereits der Wunsch zugrunde, der Berufung zum Priesteramt zu folgen?

Bischöfin Maria Kubin: Nein, nicht vorrangig. Was mir vor allem imponiert hat, waren die Werte Offenheit, Mitgestaltung und Gewissensfreiheit. Das hat mich zur altkatholischen Kirche gebracht. Und es war mir auch wichtig, katholisch zu sein, wenn auch nicht römisch-katholisch, denn mir gefällt das Katholische sehr. Und dass ich in dieser Kirche meiner Berufung zur Priesterin folgen kann, und nun sogar zur Bischöfin, das ist natürlich auch ein wichtiger Punkt gewesen, der sich aber aus den oben genannten Werten eben natürlich ergibt.

Ich bin als Frau mit derselben Berechtigung ausgestattet, durch Gott berufen zu werden, wie ein Mann.

Mit der Wahl zur ersten Bischöfin der altkatholischen Kirche in Österreich setzt Ihre Kirche natürlich Zeichen für das Selbstverständnis von Frauen auch in anderen Kirchen. Welche Wirkung geht Ihrer Ansicht nach für diese Frauen von Ihrer Wahl zur Bischöfin aus?

Bischöfin Maria Kubin: Ich hoffe, dass meine Wahl und Weihe ein Zeichen dafür sein kann, dass es im 21. Jahrhundert kein Thema mehr sein muss, welches Geschlecht die Personen haben, die sich im pastoralen oder im strukturellen Bereich zu Leitungspositionen berufen fühlen. Ich bin als Frau mit derselben Berechtigung ausgestattet, durch Gott berufen zu werden, mit derselben Selbstverständlichkeit in der Lage, Menschen zu begleiten und zu führen wie ein Mann. Ich hoffe, dass sich dadurch besonders auch Frauen in anderen Kirchen ermutigt sehen, ihrer Berufung zu folgen und niemals aufzugeben, dem inneren Ruf zu vertrauen. Manchmal muss man andere Wege gehen als die vertrauten, um zum Ziel zu gelangen!

Hoffnung
Hoffnung (Text: Andrea Voss-Frick / Maria 2.0)
Foto: Achim Beiermann

Die Bewegung Maria 2.0 in der katholischen Kirche hat gezeigt, dass Frauen – auch und gerade junge Frauen – den Zugang zu allen Weiheämtern anstreben. Die altkatholische Kirche kann hier sicher eine Vorbildfunktion einnehmen. Wie sieht es denn bei Ihrer Kirche mit der allgemeinen Teilhabe von Frauen, vor allem auch jungen Frauen, aus?

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Bischöfin Maria Kubin: Zuerst eine Bemerkung zu Ihrer Formulierung: Achtung: Wir sind auch eine katholische Kirche! Die römisch-katholische Kirche ist nur eine von mehreren katholischen Kirchen, wenn auch die größte und bei uns bekannteste. Aber zur Frage konkret: Frauen sind in unserer Kirche zu allen Ämtern zugelassen, sowohl in der Pastoral als auch in der strukturellen Leitung. Das ist für uns so selbstverständlich wie es in vielen anderen Bereichen ja auch kein Thema mehr ist. Man kann also an unserem Beispiel sehen, dass „katholisch“ und „synodal“ oder „gleichberechtigt“ kein Gegensatz sind, sondern gut miteinander kombinierbar sind.

Wie sehen Sie die Zukunft der Kirchen, die ja allgemein mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben? Wie können wir Frauen, aber auch allgemein junge Menschen so begeistern, dass sie sich für den Glauben engagieren?

Bischöfin Maria Kubin: Wir wollen glaubhafte Vorbilder haben, die uns nicht mit dem moralischen Zeigefinger kommen, sondern als echte Menschen vorleben, was die Botschaft des Evangeliums ist: dass es gutes Leben für alle geben soll, dass wir uns umeinander kümmern sollen, aber nicht nur um andere Menschen, sondern auch um Tiere, um die Umwelt, um das Klima – um alle eben. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Welt verändern können, wenn wir damit beginnen, nur eines dieser Projekte in die Tat umzusetzen, jede*r nur eines. Das reicht, und das ist schon unglaublich viel!

Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich…”

Bischöfin Maria Kubin: Gebet ist für mich, mich in die Anwesenheit Gottes zu setzen. Gott „in die Augen zu schauen“ und dabei zu schweigen. Ich weiß (auch wenn ich das nicht immer spüren kann) mich und Gott in Kontakt, mit oder ohne Worte.

(Hinweis zu dem verwendeten Foto von Bischöfin Maria Kubin: Die Bildrechte liegen bei Margarete Jarmer.)

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