„Meine Stunde ist noch nicht da.“

Pfarrer Jürgen Hoffmann

Jürgen Hoffmann ist Pfarrer der evangelischen Tersteegen-Kirchengemeinde in Düsseldorf. Ich freue mich, dass Herr Hoffmann damit einverstanden ist, dass ich einen seiner täglichen spirituellen Impulse als aktuellen Beitrag (Juli 2023) für die Rubrik „An(ge)dacht“ verwenden darf.

„Meine Stunde ist noch nicht da.“

Vielleicht kennen Sie Situationen in Ihrem Leben, wo Sie einfach wussten: „Es ist noch zu früh. Ich muss noch warten.“

Ja, es gibt auch die andere Variante, die des Zögerns und zu lange Wartens – und dann ist die sich einmal bietende Gelegenheit vorbei. Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben – aber wer zu früh kommt, ist auch nicht wirklich besser dran.

Was bringt Jesus dazu zu sagen: „Es ist noch zu früh.“

Eine kuriose Situation: Eine Hochzeit. Alle Gäste in bester Stimmung. Es fließt Wein. Viel Wein. Aber der für den Wein Zuständige versteht: Das wird nicht ausreichen und Nachschub in der gebrauchten Menge lässt sich nicht so schnell organisieren.

Hochzeit zu Kana; Glasmalerei in der Kirche St. Etheldreda, London
Foto: iStock/sedmak

Die Lösung? Jesus! Erstes vorsichtiges Nachfragen, dann beharrliches Zureden. Ausgerechnet seine Mutter bedrängt ihn: „Mach was aus dieser Situation. Du kannst das. Du weißt doch bestimmt eine Lösung. So jedenfalls wird das Fest in einer Katastrophe enden.“

Wäre das nicht die Gelegenheit, um zu zeigen, was man kann? Wer in dieser Situation eine Lösung weiß, ist der Held des Tages oder der Retter des Festes. Wird Jesus diese Chance ergreifen, um allen zu zeigen, wer er ist und was er „drauf hat“?

Die Antwort kennen wir schon: „Meine Stunde ist noch nicht da.“ (Johannes 2,1-12)

Also: Es ist noch zu früh.

Er lässt sich dann doch überreden (manche Menschen – nicht nur Mütter – können eben sehr hartnäckig sein). Das Ende des Geschichte kennen Sie vermutlich auch. Ja, Jesus verwandelt Wasser in Wein. Ganze sechs große Krüge voll. Mehr als ausreichend für das Fest.

Jesus ist nicht für die große Show zu haben.

Was können wir in Kürze aus dieser Geschichte mitnehmen?

Jesus ist nicht für die große Show zu haben.
Es geht ihm nicht darum, sein Image zu verbessern oder seinen „Marktwert“ zu steigern.
Er zündet kein Strohfeuer an, nur um für einen Moment im Mittelpunkt zu stehen.
Er lässt sich (eigentlich) nicht in Versuchung führen.
Sein „Geheimnis“: Er hört, in dem, was er tut, auf Gott. Er tut nichts aus sich selbst heraus.

Die Situation hier kann man getrost als Ausnahme verstehen. Am Ende geht es darum, eine Situation zu retten, die vermutlich wirklich in einer Katastrophe geendet wäre.

Der Unterton ist klar: „Macht so etwas nie wieder mit mir. Ich entscheide selbst, wann ich was mache und wofür es die richtige Zeit ist.“

Das klingt dann schon wieder ganz kompatibel und alltagstauglich auch für uns – und als eine Ermutigung, die jedem von uns sagt: „Tu nichts gegen deine Überzeugung. Lass dich nicht zum Spielball anderer machen. Bleib gut bei dir selbst und hör auf das, was Gott dir sagen will. Er wird dich wissen lassen, wann es für dich die richtige Zeit ist. Hab Geduld und handle nicht voreilig.“

Ich wünsche Ihnen einen gesegnete Zeit!