Der Buddhismus heißt jeden willkommen

Gen Ananda

Herr Gen Kelsang Ananda ist seit über zwanzig Jahren buddhistischer Mönch. Er lehrt am Kadampa Meditationszentrum Berlin und am Tharpaland Kadampa Meditationszentrum und ist der nationale spirituelle Leiter des Kadampa-Buddhismus für Deutschland. Ich freue mich, dass Herr Ananda sich die Zeit für die Beantwortung der folgenden Fragen genommen hat.

Herr Ananda, Sie sind Sie zum Buddhismus gelangt, einer Religion, die zu den fünf großen Weltreligionen mit geschätzten 450 Millionen Anhängern zählt und die sich wesentlich von den sogenannten Glaubensreligionen wie Christentum, Judentum oder Islam unterscheidet. Wie kam es dazu und was bedeutet Ihr buddhistischer Name?

Gen Ananda: „Kelsang Ananda“ bedeutet in meinem Fall, d.h. in einem übertragenen Sinn, „vom Glück begünstigter Schüler Buddhas“ (Erläuterung: Der historische Ananda war ein enger Schüler und Cousin des Buddha). „Gen“ ist eine Bezeichnung für einen Lehrer des Kadampa Buddhismus.

Buddhistischer Tempel Düsseldorf
Buddhistischer Tempel in Düsseldorf
Foto: Achim Beiermann

Die Meditationen des Buddhismus haben mir als junger Mensch sehr geholfen, einen Zugang zu meiner eigenen Spiritualität zu finden und mir die Inspiration im Leben zu geben, die ich gesucht habe.

Was machen Buddhisten und woran glauben sie?

Gen Ananda: Buddhismus ist der Glaube an Buddha und seine Lehre. Buddhisten praktizieren die Lehre Buddhas, indem sie diese studieren, über sie nachdenken und meditieren. – Und die daraus gewonnenen Einsichten mit ihrem täglichen Leben verknüpfen.

Als Dalai Lama wird das spirituelle und weltliche Oberhaupt Tibets bezeichnet. Doch nicht nur für Anhänger des Buddhismus ist der derzeitige Dalai Lama ein großes Vorbild. Tenzin Gyatso füllt auf seinen Reisen durch die Welt große Stadien und Menschen aus unterschiedlichen Kulturen jubeln ihm zu. Was macht Ihrer Meinung nach die große Anziehungskraft des Dalai Lamas aus?

Gen Ananda: Die Verleihung des Friedensnobelpreises 1989 im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitskampf der Tibeter hat seine Popularität im Westen enorm befördert. Zum anderen glaube ich, dass die Anziehungskraft auch oder vor allem in der Lehre Buddhas begründet ist.

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Sie lehren am Kadampa Meditationszentrum Berlin und am Tharpaland Kadampa Meditationszentrum. Welche Menschen kommen in Ihre Veranstaltungen?

Gen Ananda: Interessanterweise Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten und Milieus. Buddhismus ist eine offene Religion und jeder ist willkommen, Buddhisten wie auch Nichtbuddhisten, religiöse Menschen wie auch nichtreligiöse Menschen.

Buddhistischer Tempel innen
Buddhistischer Tempel in Düsseldorf – Innenansicht
Foto: Achim Beiermann

An dieser Stelle meiner Interviews kommt stets die Frage “Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? ‘Gebet ist für mich…’.” Könnten Sie zunächst erläutern, wie das Gebet im Buddhismus aussieht, d.h. an wen es sich richtet und wie es gestaltet ist, bevor Sie die Frage beantworten?

Gen Ananda: Gebete sind ihrem Wesen nach Absichten und Beten daher im Grunde genommen eine rein geistige Aktivität. Der Wortlaut der Gebete – auch überlieferter Gebete – hilft dabei, sich geistig zu sammeln und Vertrauen zu fördern, doch er ist nicht das eigentliche Gebet. Tatsächlich ist es möglich, ohne Worte zu beten. Das Wichtigste ist, sich immer auf die Bedeutung der Gebete zu konzentrieren.

Gebete, die vor heiligen Wesen wie Buddhas rezitiert werden, haben große Kraft, in Erfüllung zu gehen.

Buddhisten beten üblicherweise vor einem Bildnis Buddhas oder einem visualisierten Buddha, wobei sie ihn als lebendig und gegenwärtig betrachten. Gebete, die vor heiligen Wesen wie Buddhas rezitiert werden, haben große Kraft, in Erfüllung zu gehen.

Gebet ist für mich ein täglicher Bestandteil meines spirituellen Lebens und eine wesentliche Vorbereitung für meine Meditationen. – Etwas Wunderschönes, weil es mich einerseits mit etwas Höherem verbindet, andererseits mit meinem Herzen.

Ich danke für das Gespräch.

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