Du meine Seele singe (3/3)

Heinz Frantzmann

Heinz Frantzmann war als evangelischer Pfarrer in Düsseldorf tätig, in der Kirchengemeinde Düsseldorf-Eller und bei der Diakonie. Im Jahr 2019 wurde er in den Ruhestand verabschiedet.
Ich bin dankbar dafür, dass sich Herr Frantzmann bereit erklärt hat, in 2022 die monatlichen Beiträge für die Kolumne “Angedacht” zu schreiben.

Du meine Seele singe (3/3)

Ja, die Seele braucht das richtige Wort zur richtigen Zeit, um aufzuleben. 

Doch auch ein Dach, Brot, Geld und Kleidung. Menschen, die sie nicht aufgeben. Die Seele ist der Ort einer letzten Gewissheit und Ungewissheit. 

Sie lässt sich nicht greifen, aber auch nicht verstecken. 

Und manchen hält es nicht in der Stille. Die Seele bringt sich zu Gehör. So wie in dem schönen Kirchenlied: Du meine Seele singe, wohlauf und singe schön! Unsere Seele möchte sich ausdrücken, möchte sich selbst erleben und im Singen – wohl allen, die das können – haben wir diese wunderbare Möglichkeit. Wir können andere mitreißen, mit anderen gemeinsam erleben, wie unsere Seele klingt. 

Nicht selten lasse ich andere singen, die genau das zum Ausdruck bringen, wie ich empfinde. Allein Musikhören kann die Seele aufhellen. 

So musste schon vor 3000 Jahren der junge David für König Saul die Leier spielen, weil sich dessen Seele immer wieder verdunkelte. 

Und wir können Seelenverwandte finden. Menschen, mit denen unsere Seele zusammenklingt. Freundschaften zu pflegen ist eine Tugend der Seele. Freundschaft beginnt schon damit, dass die Ausstrahlung des anderen mich anspricht, ich finde jemanden interessant, liebenswert, entdecke gleiche Interessen oder Erfahrungen helfen. 

Wenn meine Seele zufrieden ist und klingt, dann strahlt das aus. Für manche ein weiter Weg, für andere nur ein kleiner Schritt. 

Herbert Grönemeyer hat sich vieles von der Seele geschrieben und gesungen. Vor allem mit seinem Lied “Mensch” begeistert er mich, ein Lied, das meine Seele und Stimme zum Mitsingen und Nachdenken bringt. 

Es ist ok, alles auf dem Weg 
und es ist Sonnenzeit 
Ungetrübt und leicht. 
Und der Mensch heißt Mensch 
Weil er vergisst 
Weil er verdrängt 
Und weil er schwärmt und glaubt 
Sich anlehnt und vertraut 
Und der Mensch heißt Mensch 
Weil er erinnert, weil er kämpft 
Und weil er hofft und liebt 
Weil er mitfühlt und vergibt 
Und weil er lacht 
Und weil er lebt 
Du fehlst.