Café im Kirchenfoyer: Etwas ganz Besonderes

Barbara Wengler

Frau Barbara Wengler ist als Kulturwissenschaftlerin im Team der Düsseldorfer Johanneskirche tätig und dort verantwortlich für die Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus ist sie Leiterin des Cafés im Foyer der evangelischen Stadtkirche. Ich freue mich, dass Frau Wengler sich die Zeit zur Beantwortung meiner Fragen genommen hat.

Frau Wengler, die Johanneskirche ist nicht nur religiöse Begegnungsstätte für festliche Gottesdienste. Die Kirche mitten in der Düsseldorfer City bietet ebenso Raum für viele Veranstaltungen wie Musik, Lesungen, Ausstellungen und vieles mehr. Corona bringt auch jetzt vieles zum Erliegen. Was ist denn derzeit überhaupt möglich und was erwartet die Besucher:innen der Johanneskirche in den kommenden Wochen?

Frau Barbara Wengler: Im Augenblick ist die Planung von Kulturveranstaltungen wieder besonders schwierig. Zunächst muss geschaut werden, was überhaupt erlaubt ist und dann überlegen wir, was für unseren Ort sinnvoll ist. Das ist nicht immer eindeutig und so manches Mal hängt alles von kurzfristigen Entwicklungen und den damit zusammenhängenden Entscheidungen ab. Jetzt sind wir zum Beispiel sehr froh darüber, dass nach langem Hin und Her das Weihnachtsoratorium doch noch zur Aufführung gelangt und zwar am 4. Adventssonntag, dem 19.12.2021, um 19 Uhr. Es singt die Johanneskantorei unter Leitung von Wolfgang Abendroth und begleitet vom Düsseldorf Festival Orchester die Kantaten 1 bis 3 des Oratoriums. An der Abendkasse sind aktuell noch Plätze auf den Emporen zu erwerben.

Restkarten für das Weihnachtsoratorium in der Düsseldorfer Johanneskirche am 19.12.2021, 19 Uhr, sind noch an der Abendkasse erhältlich!

Auch die Frage, wie die Gottesdienste an Heiligabend aussehen sollen, war lange Zeit ungeklärt. Doch auch dies ist inzwischen entschieden: Die Gottesdienste finden statt. Die näheren Einzelheiten finden sich auf der Website der Johanneskirche. Daneben werden die Gottesdienste aber auch live auf unserem YouTube Kanal gestreamt.

Adventskerzen
Gottesdienste am Heiligen Abend finden statt
Foto: Achim Beiermann

Wenn ich richtig informiert bin, dann ist das Café der Johanneskirche das einzige in Düsseldorf, das im Foyer einer Kirche eingerichtet ist. Was zeichnet das Café sonst noch aus und welche Menschen treffen sich dort?

Frau Barbara Wengler: Unsere Besucher:innen betreten das wuchtige Kirchengebäude durch den Haupteingang in Erwartung eines Kirchraums und landen zunächst in einem offenen, hellen und einladenden Café. Das sorgt bei Erstbesucher:innen oft für einen Überraschungsmoment und schafft Gesprächsanlässe, denn in der Tat ist das Phänomen selten. Neben Tourist:innen kommen auch Neugierige zur Tür herein und viele Stammgäste.

Kaum ein Ort in Düsseldorf bringt Menschen mit solch unterschiedlichen Hintergründen zusammen wie das Café im Foyer der Johanneskirche.

Vor Corona waren dies zum Mittagstisch die Büromenschen aus der direkten Nachbarschaft, ebenso wie Menschen, die im Shoppingbummel eine Pause einlegen wollen. Genauso gehören aber auch Einsame zu unseren Gästen oder diejenigen, die sich nach vielen Runden Flaschensammeln aufwärmen möchten. Es herrscht kein Verzehrzwang, aber wir bieten ein Häppchen Kirchenkultur und dazu einen sehr guten, fair gehandelten Kaffee. Das kommt gut an. Alle sind willkommen und kaum ein Ort in Düsseldorf bringt Menschen mit solch unterschiedlichen Hintergründen zusammen – manchmal sogar an einen Tisch.

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Fair gehandelter Kaffee
Foto: Achim Beiermann

Man liest und hört immer wieder, dass die Corona-Krise das Gastgewerbe hart getroffen hat. Viele Mitarbeiter:innen haben sich Jobs in anderen Branchen gesucht und fehlen nun. Wie sieht das mit den Mitarbeiter:innen im Kirchencafé aus?

Frau Barbara Wengler: Auch wir mussten mehrfach den Cafébetrieb schließen und bieten auch derzeit noch reduzierte Öffnungszeiten an. Die Menschen hinter dem Tresen des Cafés im Foyer der Johanneskirche sind alle ehrenamtlich engagiert. Vor Corona bestand das Team aus vierzig aktiven Mitgliedern. Derzeit sind es etwa dreißig. Es sind uns also viele treu geblieben, der größere Teil derer, die nicht mehr im Team sind, hat aus Altersgründen oder aus gesundheitlichen Gründen aufgehört, manche pausieren aus Vorsicht.

Auch bei unseren zum Teil älteren Stammgästen spüren wir noch deutliche Zurückhaltung. An manchen Tagen, z. B. wenn das Lunchtime Orgelkonzert stattfindet oder wenn der Seniorenchor probt, ist schon wieder guter Betrieb, an anderen Tagen ist es noch sehr ruhig – uns ist es fast ein wenig zu ruhig, auch wenn wir die Zurückhaltung der Gäste aufgrund der Infektionslage gut verstehen. Gleichwohl haben wir eine Luftfilteranlage, große Abstände und viel Luft und Raum im Café, so dass auch die Mitarbeitenden bestmöglich geschützt sind. Die 2-G-Regel, die für die Gastronomie vorgeschrieben ist, gilt bei uns selbstverständlich auch.

Ein Gebet ist für mich tröstlich und manchmal sogar ein körperlicher Zustand. Es öffnet das Herz.

Sie sind nicht nur Kulturwissenschaftlerin, sondern auch Ehefrau und Mutter dreier Kinder. Welche Bedeutung hat das Gebet für Sie und Ihre Familie? Beten Sie beispielsweise auch gemeinsam?

Frau Barbara Wengler: Meine Kinder sind im Kindergarten- und Grundschulalter. Sie kennen Grundgebete wie z.B. Tischgebete aus Kindergarten und Schule. Oder auch das Gebet im Kindergottesdienst. Zu Hause ermutige ich sie eher zu einem guten Gedanken an Gott, z.B. für etwas dankbar zu sein oder für jemanden zu bitten, dem es nicht gut geht. Dies tun wir aber nicht täglich. Dieses freie Beten ist für die Kinder dennoch oft erstaunlich einfach und konkret. Manchmal sind sie viel spontaner, impulsiver und einfallsreicher als ich. Ich selbst bete leise und im Stillen für mich. Oft ist es ein geistiges Durchatmen und ein meditativer Moment. In der Betriebsamkeit meines Alltags, nehme ich mir aber selten Zeit dafür – eigentlich zu selten.

Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich…”

Frau Barbara Wengler: Gebet ist für mich ein Innehalten. Ein Gedanke. An Gott. An andere Menschen. An mich. Ein Gebet ist für mich tröstlich und manchmal sogar ein körperlicher Zustand. Es öffnet das Herz.

Ich danke für das Gespräch.

(Hinweis zum oben verwendeten Foto von Frau Barbara Wengler: Die Bildrechte liegen bei dem Fotografen Sergej Lepke.)

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