Café für Stadtteilbewohner und Flüchtlinge

Gerlinde Ding

Gerlinde Ding ist ehrenamtliche Mitarbeiterin im Düsseldorfer Café.komm, das sich als „Wohnzimmer“ für Flüchtlinge, aber auch als Stadtteil-Treff für alle versteht. Ich freue mich, dass Frau Ding sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten.

Frau Ding, können Sie uns mehr über das Café.komm erzählen, zum Beispiel wie es entstanden ist und was die Zielsetzung war?

Gerlinde Ding: Das Café.komm ist heute ein Ort für Menschen aller Altersgruppen, Nationalitäten und religiöser Prägung. 2015 von Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe-Angermund zuerst als Treff für geflüchtete Menschen gegründet, gibt es das Café in der neuen Konzeption nach der Renovierung seit Herbst 2019.

Trägerin ist die evangelische Kirchengemeinde Lintorf-Angermund, seit Dezember 2022 besteht eine Kooperation mit der katholischen Gemeinde. Im Café.komm arbeiten engagierte ehrenamtlich tätige Mitarbeitende aus aller Welt im Alter von 16-85 Jahren im Back-Team, im Service- und Thekendienst sowie im Bereich Beratung und Begleitung.

Café.komm
Café.komm in Düsseldorf-Angermund
Foto: Gerlinde Ding

Es finden sich viele bedarfsorientierte Angebote, beispielsweise Spielmöglichkeiten für Jung und Alt, Beratung und Sprachtraining für geflüchtete Menschen, Workshops mit Künstlern und vieles andere mehr. Darüber hinaus gibt es auch kulturelle Angebote wie Konzerte, Lesungen, ein monatliches Trauercafé, Theater auf Zuruf und Treffen von regelmäßigen Kreisen.

Das Café.komm setzt sich für Nachhaltigkeit ein!

Gerlinde Ding

Unser Café setzt sich für Nachhaltigkeit ein: Refill Station, kostenfreies Leitungswasser, CUPFORCUP und fritz kola sind für uns ebenso selbstverständlich wie Eine Welt- und regionale Produkte, Sammelstation von NABU für alte Smartphones und Gutscheinbaum Nehmen und Geben.

In welchen Angelegenheiten kann das Café.komm Flüchtlinge, die Hilfe benötigen, unterstützen und in welchem Maße wird das Angebot genutzt?

Gerlinde Ding: Ich erlebe das Café.komm als ein niederschwelliges Angebot im Stadtteil. Es bietet allen Geflüchteten und Stadtteilbewohnern an, Selbstgebackenes und fair gehandelten Kaffee zu genießen. Nach der Anpassung des Konzepts als „Wohnzimmer“ für Angermund ist es offen für alle BürgerInnen. Man kann Kontakte finden und miteinander ins Gespräch kommen. Jeder/Jede kann Nähe und Distanz selbst bestimmen.

Gerade in Nach-Corona-Zeiten lädt die Niederschwelligkeit und Offenheit dazu ein, zaghafte Schritte  nach außen zu gehen. 

In diesem Zusammenhang sind auch meine persönlichen kreativen Mitmach-Angebote und Musik zum Ausprobieren zu sehen. Diese sind bewusst nicht als Kursangebote gestaltet, sondern als Mitmach-Möglichkeit. 

Da wir uns im Sommer häufig draußen vor dem Café aufhalten, nähern sich Erstbesucher oft durch Betrachten der Aktion, können eine gewisse  Distanz einhalten, sich auf Gespräche über das kreative Tun einlassen und müssen sich nicht allein an einen Einzeltisch setzen.

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Im Moment regt ein überdimensionaler Webrahmen als Gemeinschaftswerk an zu verweilen, zuzuschauen oder auch mitzugestalten und evtl. bei weiteren Besuchen Materialien mitzubringen.

Etwas Ausprobieren dürfen, ohne Leistung erbringen zu müssen, ist auch maßgebend für das musikalische Angebot mit der Zauberharfe und der Handpan. Die leisen und harmonischen Klänge verbreiten einen Wohlklang ohne andere Gäste zu stören, auch ohne Notenkenntnisse zu haben. 

Auf Wunsch unterstützen meine ehrenamtlichen KollegInnen nach wie vor geflüchtete Menschen.

Wie reagieren Menschen auf das Café.komm und seine Aktivitäten?

Gerlinde Ding: Die Besucher und das Mitarbeiterteam sind bunt gemischt – bezogen auf das Alter als auch auf Herkunft. Offenheit, Austausch, Respekt und Akzeptanz versuchen die Hauptamliche und die ehrenamtlich Engagierten im Cafébetrieb vorzuleben.

Webrahmen
Webrahmen als Gemeinschaftswerk
Foto: Gerlinde Ding

Welche Erfahrungen haben Sie persönlich durch Ihre Arbeit im Café gemacht? Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Gerlinde Ding: Meine persönlichen Erfahrungen sind absolut positiv. Ich bin seit 2020 im Ruhestand und habe mir bewusst eine ehrenamtliche Tätigkeit ausgesucht, die mir persönlich die Möglichkeit gibt, meine Fähigkeiten für andere Menschen einzusetzen, die mir im Gegenzug auch Akzeptanz und Freude, bzw. Erweiterung meines persönlichen Horizonts gibt.

Sowohl das interkulturelle Team, als auch die Cafébesucher kreieren eine Wohlfühlatmosphäre ohne Konsumzwang. Diese besondere Atmosphäre ermöglicht kreatives Tun, Relaxen und Zuschauen.

Für mich ist die Balance zwischen Verantwortung für die Aufgabe und Freiheit und Selbstbestimmtheit gelungen. 

The café is always filled with happy people.

Gast

Ich bin dankbar dafür, hier Menschen gefunden zu haben, die es mir ermöglichen, auch neue Projekte anzustoßen, aktuell “Gemeinsam gegen Einsamkeit”.

Abschließend ein Kommentar eines Besuchers, der das Café so erlebt und dem ich mich voll anschließen kann:

“The café is always filled with happy people, and we’re always eager to come back to meet new friends, exchange experiences, participate in workshops on various topics, and learn new things.”

Frage: Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? „Gebet ist für mich….“

Gebet ist für mich wie eine Standortbestimmung im Gespräch mit Gott. Es ist eine Möglichkeit, in der Stille Klarheit für Entscheidungen zu finden, manchmal auch die Ereignisse des Tages Revue passieren zu lassen, Dankbarkeit zu fühlen und sie adressieren zu können.

Ich danke für das Gespräch.

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