Beten – Eine Momentaufnahme

Pfarrer Jürgen Hoffmann

Jürgen Hoffmann ist Pfarrer der evangelischen Tersteegen-Kirchengemeinde in Düsseldorf. Ich freue mich, dass ich einen seiner spirituellen Impulse als monatlichen Beitrag für die Rubrik “An(ge)dacht” verwenden darf.

Fällt es Ihnen auch manchmal schwer, die richtigen Worte beim Beten zu finden?

Oder das Beten selbst fällt schwer? Und: Wofür oder für wen sollte ich oder könnte ich beten?

Eine Anregung habe ich gerade selbst bekommen – und gebe diese heute an Sie weiter:

“Mach Dir doch einmal Gedanken darüber, was Menschen jetzt gerade in diesem Moment tun – in Deinem Umfeld, in dieser Stadt, weltweit.” 

Vor mir ein leeres Blatt Papier und ein Stift. Dann begann ich zu schreiben – und konnte schließlich kaum aufhören.

Am Ende braucht es eigentlich nur noch eine Anrede und einen Abschluss – und schon hat man ein Gebet!

Mein Gebet sah ungefähr so aus:

Selber Beten
Die richtigen Worte beim Beten finden
Foto: Pixabay

Gott,

ich kann einfach nicht an alle Menschen denken, aber gerade fallen mir die vielen Menschen ein, die sich jetzt auf den Weg zur Arbeit machen, Menschen beim Einkaufen und Putzen, beim Kochen und Essen, unterwegs in Bus oder Bahn, manche glücklich und zufrieden mit ihrem Leben, andere gestresst schon am Morgen, überlastet von Arbeit und persönlichen Sorgen, die nicht kleiner werden wollen.

Die einen, die ihr Leben weitgehend selbst gestalten können und die anderen, die tun müssen, was andere ihnen vorgeben. 

Ich bete für die, die heute ein Eis genießen, die sich mit Kindern oder Enkeln Zeit für einen Spaziergang nehmen, die miteinander lachen können oder eine Runde Rad fahren oder sich um die Blumen in ihrem Garten kümmern.

Und ich bete für die, die heute etwas von ihrer Zeit einem anderen Menschen geben, zuhören, pflegen, einfach für einen anderen da sind, für jedes Zeichen von Mitmenschlichkeit und Zuwendung.

Ich denke auch an die, für die es heute ein schwieriger Tag wird, die mit anderen im Streit leben, die nicht zur Ruhe kommen und keinen Frieden finden.

Die Schiffe auf dem Rhein und die Flugzeuge, die starten und landen, lassen mich an Menschen in der Ferne denken – und an Krieg und Frieden.

Für den Moment lasse ich es gut sein.

Das muss reichen, Gott. Es ist ja nur für diesen Moment. Du gibst mir eine kleine Ahnung von all dem, was Menschen gerade tun, was sie denken, womit sie beschäftigt sind.

Gott, ich möchte glauben, dass du jeden mit seinem Leben kennst – und dass dir jeder Mensch wichtig und wertvoll ist.

Heute, für diesen Moment, lege ich sie dir ans Herz. Gib auf sie acht – und auf mich auch – und segne uns als Teil Deiner weltweiten Familie.

Amen.

Ich weiß, das ist nicht vollständig und soll es ja auch nicht sein.

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Sie könnten ja weiterdenken. Das fände ich wunderbar.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit!