Gottes Kleiderordnung

Pfarrer Jürgen Hoffmann

Jürgen Hoffmann ist Pfarrer der evangelischen Tersteegen-Kirchengemeinde in Düsseldorf. Ich freue mich, dass ich einen seiner spirituellen Impulse als monatlichen Beitrag für die Rubrik “An(ge)dacht” verwenden darf.

Lobe den Herrn, meine Seele!
Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich, 
du bist schön und prächtig geschmückt.
Licht ist dein Kleid, das du anhast. (Psalm 104,1)

Diese Worte haben es mir angetan und so schreibe ich heute über das Thema: Gottes Kleiderordnung.

Ist es nicht erstaunlich, wie schön Gott hier beschrieben wird? Kleidung erscheint überhaupt nicht als nebensächlich oder unwichtig. Der Psalmbeter legt großen Wert darauf, Gottes “Äußeres” zu beschreiben. Und das ist nicht zu überbieten: Licht! Wenn schon eine Vorstellung von Gott, dann bitte strahlend und leuchtend.

Jesus betrachtet die Blumen auf dem Felde und findet, sie seien schöner gekleidet als König Salomo in all seiner Pracht. Das sagt Jesus zu Menschen, die sich nur einfachste Kleidung leisten können.

Aufgehende Mohnblüte
Die Blumen des Feldes sind schöner gekleidet als König Salomo
Foto: Achim Beiermann

Kennen Sie die Geschichte von Joseph?

Joseph bekommt von seinem Vater einen festlichen bunten Umhang geschenkt – und zieht damit den Neid seiner älteren Brüder auf sich. Diese wollen den ungeliebten Bruder loswerden, verkaufen ihn in die Fremde – Josephs Schicksal scheint besiegelt. Aber: Gott wendet es und so wird Joseph schließlich zum Stellvertreter des Königs.

Was für eine Lebensgeschichte ein Kleidungsstück in Gang setzen kann! Der verlorene Sohn aus dem Gleichnis von Jesus wird nach seiner Rückkehr nicht vom Vater gedemütigt oder bestraft, sondern mit einem Festkleid ausgestattet – das Fest gibt es auch noch dazu!

Zwei von vielen biblischen Geschichten, in denen Kleidung eine zentrale Rolle spielt.

Kleidung steht für das Äußerliche. Das ist nicht unwichtig und kann manchmal sogar entscheidend sein.

Für Jesus zählt, dass, wer Kleidung hat, sie mit denen teilen soll, die keine haben.

Kleidung – ein Grundrecht.

Im geistlichen Sinn zählt nicht (nur) das Kleidungsstück, sondern der Mensch, der in dieser Kleidung steckt. “So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut. Und über alles zieht die Liebe an, die da ist das Band der Vollkommenheit.” (Kolosserbrief 3, 12.14.15)

Ich finde ich es wunderbar, wie Paulus hier von Kleidung spricht.
Ich möchte das “Gottes Kleiderordnung” oder Gottes “Dress-Code” nennen – und vielleicht ist es ja heute eine Antwort auf die Frage: Was ziehe ich an?

Wie wäre es einmal mit Liebe, Freundlichkeit, Herzlichkeit … über dem, was Sie sonst noch so anziehen?

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit!