
„Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“
– Jeremia 29,11
Auf den ersten Blick wirkt dieser Vers wie ein schöner, frommer Spruch – nett gemeint, aber vielleicht zu weit weg vom eigenen Alltag. Doch wenn man genauer hinschaut, steckt etwas darin, was universell verständlich ist: die Sehnsucht nach Hoffnung, nach Sinn und nach einem guten Ausgang – selbst (oder gerade) dann, wenn das Leben gerade schwer ist.
Jeremia, der diesen Vers aufgeschrieben hat, war ein Prophet – einer, der in Gottes Auftrag zu den Menschen sprach. Die Menschen, an die er sich wandte, lebten nicht in Sicherheit oder Wohlstand. Sie waren verschleppt worden, lebten im Exil – fern von ihrer Heimat, ihrer Kultur, allem Vertrauten. Viele dachten: „Gott hat uns verlassen. Wir sind vergessen.“ Und genau in diese Hoffnungslosigkeit hinein spricht Jeremia: Gott hat euch nicht aufgegeben. Ihr seid nicht vergessen. Es gibt noch einen Weg für euch – eine Zukunft. Hoffnung.
Auch heute kennen viele dieses Gefühl: vergessen, übersehen, orientierungslos. Das Leben läuft nicht nach Plan, Träume platzen, Sicherheiten brechen weg. Es gibt Momente, in denen man sich fragt: Wofür das alles? Kommt da noch was? Und genau da spricht dieser Satz hinein.
Man muss nicht religiös sein, um sich nach Sinn zu sehnen. Oder nach dem Gefühl: Ich bin nicht allein. Ich bin mehr als meine Fehler. Mehr als mein Leid. Ich bin Teil eines größeren Bildes. Genau das sagt Jeremia hier: Da ist jemand – das Leben selbst, das Schicksal, Gott –, der dich sieht. Der dich nicht definiert nach dem, was schiefläuft, sondern nach dem, was möglich ist. Der dich nicht festlegt auf deine Vergangenheit, sondern dir eine Zukunft zutraut.
„Gedanken des Friedens“ bedeutet nicht: Alles wird sofort gut, kein Schmerz mehr, alles läuft wie gewünscht. Frieden ist mehr. Es ist ein innerer Zustand, eine tiefe Gewissheit: Ich bin getragen. Ich muss nicht alles alleine schaffen. Es gibt einen Weg – vielleicht nicht den, den ich erwartet habe, aber einen, der Sinn macht.
Zukunft heißt: Da kommt noch etwas. Hoffnung heißt: Und es kann gut werden. Beide sind keine leeren Versprechen, sondern Einladungen. Zum Durchhalten. Zum Vertrauen. Zum nächsten Schritt – auch wenn der Weg noch unklar ist.
Ob man an Gott glaubt oder nicht – dieser Vers ist eine Zusage, dass unser Leben nicht zufällig ist. Dass hinter allem ein tiefer Gedanke steckt, der mit Frieden zu tun hat. Und dass selbst im größten Chaos Hoffnung möglich ist.
Vielleicht ist das die eigentliche Botschaft: Du bist nicht allein. Und du bist noch nicht am Ende.