Unser Tod ist nicht unser Ende

Prof. Dr. Walter van Laack

Prof. Dr. Walter van Laack ist Facharzt, Autor und Hochschullehrer an der Fachhochschule Aachen. Aufgrund eigener Erfahrungen befasst er sich darüber hinaus seit mittlerweile gut 40 Jahren mit Nahtoderlebnissen. Er ist Mitglied im Netzwerk Nahtoderfahrung und dort im wissenschaftlichen Beirat tätig. Darüber hinaus betreibt Herr Prof. Dr. van Laack einen eigenen YouTube-Kanal zu diesem Thema.

Ich freue mich, dass Herr van Laack sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten.

Herr Prof. van Laack, was genau ist eine Nahtoderfahrung und welche Merkmale sind typisch für diese Erfahrung?

Prof. Dr. Walter van Laack: Eine Nahtoderfahrung (NTE) ist eine Facette von vielen aus dem Bereich der “Außergewöhnlichen Bewusstseinserfahrungen”.

Nahtoderfahrungen besitzen spirituelle Elemente, die die betroffene Person emotional zutiefst ergreifen.

Dafür sind NTE aber zugleich sehr wichtig und besonders herausstechend, da sie nicht selten eine hohe Komplexität von Erlebnissen aufweisen und universelle Muster besitzen.

Typisch für NTE sind zum einen eine Reihe immer wiederkehrender Muster, die unabhängig vom Land, der eigenen Biographie, dem politischen oder religiösen Hintergrund, Bildung und Ausbildungsstand, Alter oder Geschlecht, etc. auftreten.

Tunnel
Zu den wiederkehrenden Mustern zählen oft Tunnel, die in helles Licht führen
Foto: iStock/ImageGeneration

Zum anderen unterscheiden sich NTE komplett von möglichen physiologischen Deutungsversuchen vor allem auch dadurch, dass sie spirituelle Elemente besitzen, die die betroffene (oder besser: beschenkte) Person emotional zutiefst ergreifen und in der Regel auch für ihr komplettes weiteres Leben nachhaltig prägen.

Was sagen die aktuellen Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung über Nahtoderfahrungen aus? Lassen sie sich durch physiologische Prozesse erklären oder sind sie tatsächlich ein Beweis für ein Leben nach dem Tod?

Prof. Dr. Walter van Laack: Es gibt einzelne Muster, die sich durchaus naturwissenschaftlich (neurophysiologisch) – zumindest zu einem Teil – erklären lassen. Dazu gehören zum Beispiel O2-Mangel, körpereigene Botenstoffe und sogenannte Endorphine sowie halluzinatorische Elemente.

Bei genauerer und vor allem seriöser Betrachtung kann man aber schnell feststellen, dass derartige Erklärungen fast immer nur für einen Teil des jeweiligen Erlebnismusters wirklich plausibel sind, viele der damit aber zugleich auch verbundenen speziellen, und vor allem wiederum spirituellen Erfahrungen jedoch nicht abdecken.

Das wird auch zukünftig nicht möglich sein, weil sie eben ganz anderer Natur sind.

Dazu gehören unter anderem komplexere “Außerkörperliche Erfahrungen” (Out-of-Body-Experiences), insbesondere dann, wenn das dabei Erlebte außerhalb des jeweils aktuell möglichen Erlebnishorizontes liegt. Natürlich gehören dazu auch zum Beispiel  die sehr zahlreichen Begegnungen mit stets bereits vorverstorbenen Angehörigen, also nicht mit noch lebenden. 

Sind Nahtoderfahrungen Teil religiöser oder spiritueller Erfahrungen, und wenn ja, welche Rolle spielen sie in verschiedenen Religionen und spirituellen Praktiken?

Prof. Dr. Walter van Laack: Ich glaube, dass letztlich alle Religionen und religiösen Mythen oder Anschauungen auf unserer Erde im Wesentlichen auch auf spirituellen Erfahrungen der jeweiligen Vorfahren eines Kulturkreise beruhen und sich im Laufe großer Zeiträume dann entsprechend entwickelt oder sie entscheidend geprägt haben.

Praktisch allen Religionen und religiösen Anschauungen liegen drei Kernaspekte zugrunde: Zum einen ist das der Glaube an eine höhere Instanz, zum Beispiel an Gott. 

Nahtoderfahrungen sind etwas Ur-Religiöses, zugleich aber auch “panreligiös”.

Dann ist es der Glaube, dass neben dem sinnlich wahrgenommenen Körper noch eine Art Geist oder Seele existiert, welche die Person eigentlich ausmacht. Andere sprechen auch von einer immateriellen Persönlichkeit. Und schließlich folgt drittens gerade auch aus dem zweiten Aspekt, dass der Tod eines Menschen nur seinen Körper betrifft, ja betreffen kann. Man hat bereits Menschen gefunden, die deshalb schon vor ein paar hunderttausend Jahren ihre Mitmenschen entsprechend bestattet und damit auf ihre persönliche Zukunft in einer “anderen Welt” vorbereitet haben (z.B. Naledi-Mensch, südliches Afrika).

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Demgemäß sind Nahtoderfahrungen als Teil des Komplexes “Außerkörperliche Bewusstseinserfahrungen” etwas Ur-Religiöses, zugleich aber auch “panreligiös”.

Was denken Sie persönlich über Nahtoderfahrungen bzw. welche Auswirkungen hatten Ihre eigenen Erfahrungen auf Ihr weiteres Leben? 

Prof. Dr. Walter van Laack: Ich persönlich halte Nahtoderfahrungen zu einem großen Teil für reale spirituelle Erfahrungen, die infolge einer “temporären Phasenverschiebung unserer Hirnwahrnehmung in unser Bewusstsein dringen”. Ich selbst kann da ja auch aus eigenen Erfahrungen heraus mitreden, auch wenn ich selbst meine Erfahrungen nur am Rande thematisiere (z.B. in einem eigen Kapitel dazu in meinem Buch “Wer stirbt, ist nicht tot!”.

Waldfriedhof
Viele Menschen mit Nahtoderfahrungen sind überzeugt, dass ihr Tod nicht das Ende ist
Foto: Achim Beiermann

NTE und viele andere spirituelle Erfahrungen, die im Übrigen sehr viele Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal machen (vermutlich weit mehr als die statistisch bisher ziemlich gesicherten 5%) überzeugen die damit Beschenkten sehr häufig davon, dass ihr Tod nicht ihr Ende ist.

Ich persönlich gehe sogar einen Schritt weiter: Nicht nur durch solcherlei Erfahrungen, sondern nur unter anderem auch durch sie, vor allem aber aufgrund eigener und sehr eingehender wissenschaftlicher, und da insbesondere auch naturwissenschaftlicher Beschäftigung mit den “Gegebenheiten unserer Welt” bin ich selbst davon ÜBERZEUGT, dass unser Tod nicht unser Ende ist. Vielmehr geht es in einer für uns heute (noch) Hinterbliebenen nicht mehr sinnlich wahrnehmbaren, ganz anderen Dimension weiter. Das hat auch nichts mit “Reinkarnation” zu tun, an die ich überhaupt nicht glaube und sie, trotz all der vermeintlich vielfältigen “Beweise” der daran Glaubenden und sich damit sogar wissenschaftlich Beschäftigenden, durchweg sogar recht einfach, vollkommen plausibel und stringent mit meinen grundlegenden Thesen und theoretischen Weltdarstellungen im Grunde widerlegen kann…

Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich…”

Prof. Dr. Walter van Laack: Gebet ist für mich ein täglich wichtiges Gespräch mit Gott, wobei “Gott” für mich der aus meiner christlichen Erziehung hergeleitete Name ist und ansonsten keinen für uns definierbaren Inhalt besitzt. Allerdings, das, was  “er und sie”  ganz sicher sein dürfte: Real existent, allem übergeordnet und überlegen, quasi die “personifizierte Liebe, ohne die es nichts überhaupt gäbe, aber zugleich sich jeglicher sonstigen noch so gut überlegten Beschreibung, Definition oder gar bildlichen Darstellung etc. komplett, und ohne Wenn und Aber entziehend.

Ich danke für das Gespräch.

Von Prof. Dr. Walter van Laack wurden mehrere Bücher veröffentlicht (Auswahl): 
“Größer als das ganze Universum” Erschienen am 24.3.2021. Herausgeber: van Laack
„Schnittstelle Tod: Was spricht für unser Weiterleben?“  Erschienen am 1.4.2016. Herausgeber: van Laack
„Schnittstelle Tod: Wo stehen wir nach 40 Jahren NTE-Forschung? (Schnittstelle Tod)“. Erschienen am 14.2.2016. Herausgeber: van Laack
“Wer stirbt, ist nicht tot!” Erschienen am 6.9.2013. Herausgeber: van Laack
“Mit Logik die Welt begreifen” Erschienen am 10.10.2005. Herausgeber: van Laack

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