
Ein Mann reitet auf einem Esel in die Stadt. Menschen jubeln, breiten Zweige und Kleider auf der Straße aus. Es wirkt wie ein Triumph.
Ein König zieht ein – aber nicht mit Pomp und Macht, sondern still, bescheiden, verletzlich.
So beginnt die Karwoche.
So beginnt Palmsonntag.
Damals haben viele gehofft: Jetzt verändert sich endlich etwas. Jetzt kommt Gerechtigkeit. Jetzt bricht eine neue Zeit an.
Doch nur wenige Tage später rufen dieselben Menschen: Kreuzige ihn!
Was ist passiert?
Palmsonntag zeigt: Hoffnung ist zerbrechlich.
Manchmal ist der Weg vom Jubel zur Enttäuschung kürzer, als wir denken.
Wir kennen das aus unserem eigenen Leben – wenn Träume platzen, wenn Vertrauen verletzt wird, wenn das Leben anders verläuft als gedacht.
Aber genau da beginnt die Tiefe dieses Tages. Palmsonntag ist kein einfacher Feiertag. Er erinnert daran, wie nah Licht und Dunkel beieinander liegen. Und dass Gott mitten hindurchgeht.
Jesus hat den Jubel angenommen – und ist trotzdem weitergegangen, in das, was kommen musste: den Verrat, das Leiden, das Kreuz.
Vielleicht ist das die Botschaft von Palmsonntag für heute:
Dass wir nicht allein sind in unseren Spannungen.
Dass Gott nicht nur im Licht zu finden ist, sondern auch im Schatten.
Dass er bleibt – selbst wenn der Beifall verstummt.
Palmsonntag ist ein leiser Aufruf zur Ehrlichkeit: über das, was wir hoffen, was wir fürchten, worauf wir bauen.
Und eine Einladung, die Karwoche bewusst zu gehen – mit allen Höhen und Tiefen, die das Leben mit sich bringt.
Vielleicht beginnt Hoffnung ja gerade da, wo wir erkennen: Ich muss nicht stark tun.
Ich darf einfach da sein.