Martinstag – Sankt Martin und der Frieden

Pfarrer Jürgen Hoffmann

Nach dem Geburtstag Martin Luthers am 10. November folgt einen Tag später der Gedenktag für Sankt Martin. Beides hängt eng zusammen. Martin Luther hätte vermutlich gar nicht „Martin“ geheißen, wäre er nicht am 11. November 1482 – also am Tag nach seiner Geburt – getauft worden. So sind die beiden Martins auf besondere Weise miteinander verbunden, auch wenn zwischen dem Tod des Heiligen Martin und der Geburt Martin Luthers rund 1100 Jahre liegen.

Interessant ist, dass der Name „Martin“ ursprünglich gar nichts Friedliches an sich hat. „Martin“ oder „Martinus“ bedeutet „der dem (Gott) Mars Geweihte“. Mars aber ist nicht der Gott des Friedens, sondern der Kriegsgott. Und so trägt „unser“ Martin einen Namen, der auf Kampf verweist. Das passt zur Familiengeschichte: Sein Vater und Großvater waren Offiziere im römischen Heer. Martins Weg war vorgezeichnet – er sollte Soldat werden. Und das wurde er auch. Offenbar ein guter: Er brachte es bis zum Offizier in der kaiserlichen Leibgarde. Vermutlich wäre er Soldat bis an sein Lebensende geblieben – wenn nicht etwas Entscheidendes in seinem Leben geschehen wäre.

Die Geschichte kennen wir alle. Kinder spielen sie jedes Jahr nach, und in Martinsumzügen wird sie lebendig gehalten: die Szene der Mantelteilung. Ein römischer Offizier teilt seinen Mantel mit einem frierenden Bettler und rettet ihm damit das Leben.

Diese Geste wurde zum Sinnbild christlicher Nächstenliebe und erinnert an Jesu Aufforderung, mit den Armen zu teilen. Ich finde es wunderbar, dass diese Geschichte bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist. Sie ist weit mehr als ein schönes Stück Brauchtum – sie berührt den Kern der christlichen Botschaft.

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Über Martin ließe sich vieles erzählen: seine Taufe, sein Bischofsamt, die Martinsgänse, die Wunder. Besonders am Herzen liegt mir jedoch eine Episode, die gut zu unserem Leitthema „Frieden“ passt: Martin als Kriegsdienstverweigerer.

Damals standen sich römische und germanische Heere bei Worms gegenüber. Die römischen Soldaten erhielten Geld, um am nächsten Tag tapfer zu kämpfen. Martin jedoch verweigerte die Annahme. In späteren Zeiten hätte man das „Wehrkraftzersetzung“ genannt. Man warf ihm Feigheit vor. Doch Martin erklärte, er werde ohne Waffen kämpfen. Daraufhin wurde er für die Nacht ins Gefängnis geworfen – und betete.

Am nächsten Morgen war das germanische Heer verschwunden. Ein Reiter überbrachte die Nachricht, dass man Frieden schließen wolle.

Ich möchte diese Geschichte so verstehen, dass es Martins Gebet war, das den Krieg beendete. Für den Frieden zu beten, war damals wichtig – und ist es bis heute. Nehmen Sie sich in den kommenden Tagen einen Moment Zeit und beten Sie für den Frieden: in der Ukraine, in Israel und Palästina – und allen anderen Regionen dieser Welt, die nicht im Frieden sind.

Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gesegnete Zeit! 

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