Karfreitag – Der Tag, an dem die Welt still wurde

Kreuzigung

Karfreitag ist der wohl stillste und zugleich tiefste Tag im Kirchenjahr. Christinnen und Christen gedenken des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz. Es ist ein Tag der Dunkelheit, der Trauer, der Erschütterung – und doch kein Tag der Verzweiflung.

Der Tod Jesu am Kreuz ist mehr als ein historisches Ereignis. Er ist der Ausdruck einer Liebe, die bis zum Äußersten geht. Jesus stirbt nicht als Opfer der Umstände, sondern bewusst – aus Liebe zu Gott und den Menschen. In seiner letzten Stunde denkt er nicht an sich, sondern an andere: Er vergibt seinen Peinigern, spricht dem Verbrecher neben sich Trost zu, vertraut seine Mutter dem Jünger an.

Am Kreuz begegnen sich Himmel und Erde, Leid und Liebe, Tod und Leben. Für viele Menschen ist das Kreuz ein Symbol des Schmerzes – aber auch ein Zeichen der Hoffnung. Es sagt: Du bist im Leiden nicht allein. Gott kennt den Schmerz. Er ist nicht fern, sondern ganz nah – gerade in den dunkelsten Stunden.

Was bedeutet Karfreitag für uns heute?

Er erinnert daran, dass Leiden ein Teil des Lebens ist – auch wenn unsere Gesellschaft es oft ausblendet. Krankheit, Abschied, Einsamkeit, Schuld – all das gehört zum Menschsein. Der Karfreitag lädt ein, sich diesen Erfahrungen zu stellen, nicht davor zu fliehen. Er schenkt Trost: Dein Schmerz ist nicht sinnlos. Gott trägt ihn mit dir.

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Karfreitag ruft uns auch zur Versöhnung. Jesus vergibt seinen Feinden. Können auch wir lernen, loszulassen, nicht nachtragend zu sein? Frieden beginnt oft im Kleinen – in der Familie, in der Nachbarschaft, in der eigenen Seele.

In vielen Kirchen bleibt der Altar kahl, die Glocken schweigen, es gibt keine Eucharistiefeier – nur das Hören der Passion, das Gebet, das Kreuz. Diese Stille ist eindringlich. Sie lädt ein, in sich zu gehen, sich berühren zu lassen. Karfreitag ist kein Tag der Antworten, sondern ein Tag des Daseins – mit dem Schmerz und der Frage: „Mein Gott, warum?“. Aber auch mit der Hoffnung: Das ist nicht das Ende.

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