Ich möchte Licht in einen dunklen Moment bringen

Sophie Hocke

Frau Sophie Hocke ist ausgebildete freie Rednerin für Trauungen, Beerdigungen und Kinderwillkommensfeste. Ich freue mich, dass uns Frau Hocke ihre Tätigkeiten in diesem Interview näher vorstellt.

Frau Hocke, Sie haben Wirtschaftswissenschaften und Marketing studiert und im Marketingbereich eines Industrieunternehmens gearbeitet, bevor Sie sich als freie Rednerin selbständig machten. Dieser berufliche Werdegang klingt außergewöhnlich, daher mein Frage: Wie kam es dazu?

Frau Hocke: Auf der Suche nach einer freien Rednerin für unsere eigene Hochzeit habe ich gemerkt, dass es gar nicht so leicht war, jemanden zu finden, der zu uns passt und gleichzeitig an unserem Datum noch Kapazitäten hat. Dadurch habe ich gemerkt, dass es anscheinend mehr Nachfrage nach RednerInnen als Angebot an RednerInnen gibt. Mir kam der Blitzgedanke: “Ich glaube, ich könnte das”. Schließlich hatte ich bereits als Dozentin an der Uni gern vor vielen Menschen gesprochen und wollte schon immer etwas tun, wobei ich Menschen helfen kann bzw. sie glücklich(er) machen kann.

Angenommen, ich hätte einen Sterbefall in der Familie und würde mich an Sie wenden. Wie könnte in einem solchen Fall Ihre Unterstützung aussehen?

Frau Hocke: In diesem Fall würden wir als erstes einen Termin für den Tag der Beerdigung finden, der Ihrer Familie, mir, sowie dem Bestatter zeitlich passt. Dann würden wir ein Trauergespräch abmachen.

Nach dem Trauergespräch schreibe ich eine ganz persönliche “Lebensrede”, wobei mein Fokus darauf liegt, die schönen Erinnerungen in den Mittelpunkt zu stellen.

Ich nehme mir gern sehr viel Zeit im persönlichen Gespräch, um mit Ihnen über den Menschen zu sprechen. Ich möchte dabei all das erfahren, was Ihnen am Herzen liegt: es geht natürlich auch um den Lebenslauf, aber vor allem um den Charakter und all das, was den Menschen wirklich auszeichnet.

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Abschied
Foto: Achim Beiermann

In diesem Gespräch besprechen wir außerdem gemeinsam den Ablauf der Zeremonie. Dieser Ablauf folgt keinen eingefahrenen Mustern, sondern wird individuell festgelegt. Das Abspielen der Lieblingsmusik ist eine beliebte Form der Erinnerung. Dabei empfehle ich, die Lieder zu spielen, die der Verstorbene mochte. Denn nicht nur meine Rede, sondern auch die Lieder sollen das Leben in passender Form widerspiegeln und nicht nur die Trauer.

Nach dem Trauergespräch schreibe ich die ganz persönliche “Lebensrede”, wobei mein Fokus darauf liegt, die schönen Erinnerungen in den Mittelpunkt zu stellen. Am Tag des Abschieds halte ich die Rede und führe durch den Ablauf der Beerdigung.

Mein Ziel ist es, den Abschieds nicht noch trauriger zu machen als er es ohnehin schon ist, sondern Licht in einen dunklen Moment zu bringen.

Wenn ich dabei dann sehen darf, dass Sie als Angehöriger vielleicht sogar zwischendurch bei meiner Rede auch mal lächeln, dann weiß ich, dass ich mein Ziel erreicht habe: den Menschen so zu verabschieden, wie es zu ihm passt und den Moment des Abschieds nicht trauriger zu machen als er ohnehin schon ist, sondern Licht in einen dunklen Moment zu bringen.

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Man kann Sie als Trauerrednerin beauftragen, durch eine nichtkirchliche Trauerfeier zu führen und die Grab- oder Trauerrede zu halten. Verzichten Sie dann auf jegliche religiöse Zeichen und Rituale oder gibt es christliche Elemente, die Sie in Ihre Reden einfließen lassen?

Frau Hocke: Wenn es einen Begriff gibt, der meine Zeremonien am besten beschreibt, dann ist es “menschlich”. Meine Trauerzeremonien sind nämlich so, wie der Mensch war: mit all seinen Facetten. Wenn dem Menschen, der von uns gegangen ist, Religion wichtig war, dann spielt diese natürlich auch in der Rede und Zeremonie eine zentrale Rolle.

Die Beerdigungen, die ich gestalte, finden häufig im Ruheforst statt, in welchen manche Pastore nicht kommen, auch wenn die Verstorbenen Mitglied in der Kirche waren. So kam es beispielsweise, dass ich die Beerdigung einer sehr gläubigen und praktizierenden katholischen Frau gestaltet habe. Entsprechend haben wir als Lied “Segne du Maria” gehört und am Grab das “Gegrüßet seist du, Maria” und das “Vaterunser” gesprochen.

Sophie Hocke Trauerrede
Sophie Hocke bei einer Beerdigung im Ruheforst
Foto: Sophie Hocke

Für mich ist es selbstverständlich, dass ich immer anbiete, ein persönliches Gebet zu sprechen. Dieses schreibe ich individuell für die Angehörigen. Inhaltlich sind es im Grunde gute Wünsche und es endet mit einem Amen. Für den Abschied am Grab frage ich die Angehörigen darüber hinaus im Gespräch, ob wir das “Vaterunser” beten sollen. Wenn dies gewünscht ist, beten wir es entsprechend.

Wenn ich Ihnen die “Gretchenfrage” stellen darf ;-): Wie halten Sie es mit der Religion? Sind Sie von einem christlichen Weltbild geprägt?

Frau Hocke: Ich bin stark von einem christlichen Weltbild geprägt: meine Familie ist sehr christlich. Aber vor allem glaube ich an Gott. Daher biete ich gern an, christliche Elemente in meinen Zeremonien aufzunehmen.

Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich…”

Frau Hocke: Gebet ist für mich eine kraftvolle Art, gute Wünsche für sich selbst und auch für andere zu manifestieren.

Ich danke für das Gespräch.

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