Ich erlebe Gebet als Dialog mit Gott

Manuel Suhre

Manuel Suhre ist YouTuber und Blogger. Minimalismus, Nachhaltigkeit und bedingungsloses Grundeinkommen sind die Themen, denen er sich in besonderem Maße widmet. Darüber hinaus hat er im letzten Sommer als Kinderbuchautor sein erstes Werk “Die Himmelsstürmer” veröffentlicht. Ich freue mich, dass er sich zu einem Interview bereit erklärt hat.

Manuel, weil ich mich ebenfalls mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftige, bin ich bei Recherchen zufällig auf deinen YouTube-Kanal “SchaumImOhr” gestoßen. Wie kam es zu dem außergewöhnlichen Namen?

Manuel: Ich wusste, dass mich diese Frage eines Tages treffen und ich dann eine gute Antwort parat haben sollte. Tatsächlich ist die Geschichte zu SchaumImOhr jedoch relativ banal: Vor ca. zehn Jahren startete ich den inzwischen eingestellten Blog reduziert-leben. Dort habe ich einige Jahre lang über das Thema “Minimalismus” und meine Erfahrungen hierzu geschrieben. Doch irgendwann kristallisierte sich das Bedürfnis heraus, auch über andere Themen schreiben und sprechen zu wollen.

Der Titel „reduziert leben“ schien mir hierfür weniger geeignet und wie es meistens so ist: Unter der Dusche kommen einem die besten Ideen! So wurde also die Idee “SchaumImOhr” ins Leben gerufen. Zum damaligen Zeitpunkt hätte eine andere Ausgangssituation durchaus auch zu einem anderen Namen führen können, beispielsweise “SandImSchuh”, “StrohImBart”, usw. Erst im weiteren Verlauf wurde mir bewusst, wie gut der Name doch zu mir und meinen Gedanken passt. Denn oft habe ich den Eindruck, dass wir wie mit einem Pfropfen Schaum im Ohr durchs Leben ziehen und uns dadurch das Gehör für die wirklich wichtigen, wesentlichen und tiefgehenden Informationen verloren geht. 

(Außerdem habe ich als Kind zum Einschlafen die Hörspiele von ALF gehört und schon damals hat mich begeistert, dass der kostbarste Rohstoff auf dem Planeten Melmac nicht etwa Gold oder Platin, sondern Schaum ist.)

YouTube-Kanal SchaumImOhr
YouTube-Kanal SchaumImOhr

In einem deiner Videobeiträge klingt am Rande an, dass du ein gläubiger Mensch bist. Was bedeutet dir der Glaube und wie beeinflusst er dein Leben?

Manuel: Mein Glaube ist mir ein wichtiger und ständiger Begleiter und eigentlich die Grundlage meines Lebens. Ich glaube, dass wir von Gott kommen, von ihm gewollt sind und dass wir – nach unserem Tod – auch zu ihm zurückkehren dürfen. (Was nicht bedeutet, dass wir ihm nicht auch jetzt schon nah sein können.) Die Bibel ist mir dabei ein essentielles Tool. Dank ihr kann ich ihn kennenlernen und mein Leben besser nach ihm ausrichten. Dabei gehe ich davon aus, dass nicht primär Gott diese Ausrichtung von uns zu ihm braucht, sondern dass wir ein sehr viel erfüllteres Leben führen können, wenn wir seine Ratschläge, Ideen und Konzepte für unser Leben ernst nehmen.

Mein Glaube und meine Beziehung zu Gott sind mir in meiner Erschöpfungserkrankung die wichtigste Stütze.

In meinen Videos berichte ich ab und an auch über meine Erschöpfungserkrankung, meinen Umgang damit und versuche anderen wichtige Erkenntnisse und Tipps weiterzugeben, die Menschen in ihrer eigenen Erschöpfung (hoffentlich) weiterhelfen können. Mein Glaube und meine Beziehung zu Gott sind mir in dieser Sache die wichtigste Stütze. Wenn mal wieder alle Stricke reißen, weiß ich, dass ich nicht tiefer fallen kann, als in seine rettende Hand.

Ich habe das Gefühl in einer Zeit zu leben, die voller Verzweiflung ist. Wann wird Corona vorbei sein? Wie wird die nächste Pandemie aussehen? Kommt es tatsächlich zu einem alles verändernden Klimakollaps? Richtet man seinen Blick auf diese Dinge, kann es einem schnell den Atem verschlagen. Schaue ich stattdessen auf Gott, wird mir bewusst, dass er all diese Dinge überschaut. Der weiß, wie es weitergehen wird und der versprochen hat, dass er wiederkommen wird. Das gibt mir ganz viel Sicherheit und Hoffnung.  

Schutzmasken am Wäscheständer
Wann wird Corona vorbei sein?
Foto: Pixabay

Bei jungen Menschen ist das Beten nicht mehr weit verbreitet. Welchen Stellenwert hat das Gebet bei dir? 

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Manuel: Ich erinnere mich an eine Situation in meinem Elternhaus. Wir Kinder waren schon ausgezogen und ich war auf Durchreise für eine Nacht Zuhause abgestiegen. Frühmorgens saß ich gemeinsam mit meinen Eltern am Frühstückstisch und lauschte ihrem Gebet. Konsequent wurden Eltern, Geschwister, Kinder und Enkelkinder vor Gott gebracht und ihr Schutz und Segen erbeten.

Überall kann ich meine Gedanken mit Gott teilen und ihn in meinen Alltag mit einbeziehen.

Das hat mich sehr beeindruckt und ich denke, dass dies eine sehr wichtige Form des Gebets ist. Ich selbst erlebe Gebet aber auch als einen offenen Dialog mit Gott. Alleine im Auto, beim Spazierengehen, auf dem Fahrrad, während der Arbeit: überall kann ich meine Gedanken mit ihm teilen und ihn in meinen Alltag mit einbeziehen. Insofern hat das Gebet einen sehr hohen Stellenwert für mich. Durch das Gebet kann ich direkt mit meinem Schöpfer in Kontakt treten. Mich haben die Worte und Predigten Hans-Peter Royers oft sehr beeindruckt und gestärkt. Gerade hinsichtlich des Gebets empfinde ich sein Buch “Nach dem Amen bete weiter” als eine sehr hilfreiche Lektüre.

Hast du deinen Glauben – wie man so sagt – mit der Muttermilch aufgesogen, oder gab es in deinem Leben einen Wendepunkt, der dich zum Glauben zurückführte?

Manuel: Da bin ich wohl ein Muttermilchler. Ich stamme aus einem christlichen Elternhaus, das immer einen sehr engen Bezug zur Landeskirche hatte. Engagement in Kinder-, Jugend- und anderer kirchlicher Arbeit gehörten für mich daher zum Großwerden dazu. Als Jungscharler habe ich mich irgendwann bewusst für ein Leben mit Jesus entschieden. Diese Entscheidung habe ich daraufhin nie revidiert, dennoch aber einige Male erneut getroffen bzw. erneut gestärkt. Ich habe oft diejenigen aus meinem Freundeskreis beneidet, die durch ein bestimmtes Aha-Erlebnis ihren Weg zu Jesus gefunden haben. Schlussendlich denke ich allerdings ist nur entscheidend, dass wir zu ihm gehören. 

Wenn ich richtig informiert bin, hast du zwei Kinder. Welchen Raum nimmt das Gebet mit deinen Kindern ein? Betet ihr beispielsweise auch mit ihnen gemeinsam? Gibt es ein Gebet, das eure Kinder besonders gerne sprechen?

Manuel: Es sind sogar drei Kinder ;-). Wie oben schon erwähnt, ist diese Zeit geprägt von zahlreichen Ängsten, mit denen sich natürlich auch unsere Kinder konfrontiert sehen. Was ist eine Pandemie? Wie lange dauert Corona noch? Können wir irgendwann wieder zur Schule gehen? Sehen wir Oma und Opa nochmal wieder? Auch mit einem sehr wahrscheinlichen Klimakollaps und damit einhergehenden gesellschaftlichen Wandel werden unsere nachwachsenden Generationen vielerorts konfrontiert. Werden wir in 20 Jahren noch Trinkwasser haben? Können wir hier noch leben oder werden auch wir flüchten müssen? Wird es wieder Kriege geben? Fragen, die wir als Eltern nicht wirklich beantworten können.

Sich immer wieder bewusst zu machen, für wie viele Dinge wir DANKE sagen können, halte ich für sehr wichtig.

Aber wir wissen, dass wir mit all unseren Ängsten und Sorgen zu Gott kommen können und dass sie bei ihm gut aufgehoben sind. Diese Erkenntnis geben wir natürlich an unsere Kinder weiter, was sich dann oft in Gebet äußert. Tatsächlich haben wir bei uns aber noch kein traditionelles “InsBettGeh-Gebet” eingeführt. Wir beten vor jeder Mahlzeit, was in der Regel die Kinder übernehmen. Sich vor dem gedeckten Tisch bewusst zu machen, für wie viele Dinge wir DANKE sagen können, halte ich für sehr wichtig. Allerdings sind es auch eher frei gesprochene Gebete und keine auswendig gelernten Verse.

Wie würdest du den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich…”

Manuel: Gebet ist für mich ein unerlässliches Mittel, um mit meinem Schöpfer in Kontakt zu treten.

Ich danke für das Gespräch.

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