Gründonnerstag – Zeichen der Liebe inmitten des Abschieds

Fußwaschung

Von Achim Beiermann

Der Gründonnerstag markiert den Beginn des österlichen Triduums – der drei heiligen Tage, die Leid, Tod und Auferstehung Jesu umfassen. An diesem Tag gedenken Christen weltweit dem letzten Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. Es ist ein Moment der Gemeinschaft, aber auch ein Abschied voller Tiefe, Emotion und Bedeutung.

Jesus weiß, dass seine Zeit auf Erden zu Ende geht. Statt sich zurückzuziehen, versammelt er seine engsten Freunde um sich. Beim Mahl teilt er Brot und Wein mit ihnen – und deutet diese Gaben als seinen Leib und sein Blut, als Hingabe aus Liebe. Mit dieser Geste stiftet er die Eucharistie, das Herzstück christlichen Glaubens und liturgischen Feierns.

Ein weiteres bewegendes Zeichen ist die Fußwaschung: Jesus, der Meister, beugt sich vor seinen Jüngern nieder und wäscht ihnen die Füße – eine Aufgabe, die damals nur Sklaven zustand. Er zeigt damit: Wahre Größe liegt im Dienen. Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Tat. In einer Welt voller Machtspiele, Egoismus und sozialer Abgrenzung ist diese Geste bis heute revolutionär.

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Was sagt uns der Gründonnerstag heute?

Er erinnert daran, wie wichtig echte Gemeinschaft ist – besonders in Zeiten von Vereinzelung, digitalen Kontakten und emotionaler Distanz. Jesus lebt vor, was es heißt, für andere da zu sein, sich nicht über sie zu stellen, sondern ihnen in Liebe zu begegnen. Sein Beispiel fordert heraus: Wo kann ich dienen? Wo kann ich Liebe konkret machen – in meiner Familie, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft?

Gründonnerstag spricht auch vom Abschiednehmen – ein Thema, das viele Menschen bewegt: der Verlust eines Menschen, das Ende einer Lebensphase, das Loslassen geliebter Gewohnheiten. Jesus nimmt Abschied mit Würde, Vertrauen und Liebe. Er klammert nicht, sondern schenkt. Das ist eine Einladung, Abschiede bewusst zu gestalten und aus ihnen neue Kraft zu schöpfen.

Die Liturgie des Gründonnerstags endet still. Der Altar wird abgedeckt, das Allerheiligste wird weggetragen – ein Ausdruck der Leere, die kommt. Doch in dieser Leere wächst schon die Hoffnung: auf das Licht von Ostern.

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