Teil 3: Wenn Gott fern scheint – Beten im Dunkel
Es gibt Phasen im Glaubensleben, in denen man scheinbar nur noch Gottesferne erlebt. Wir beten, aber spüren nichts. Wir suchen nach Antworten, finden aber keine. Die Worte verhallen, unser Herz bleibt leer, und wir fragen uns: Hört da überhaupt jemand zu? Bin ich allein mit meinem Gebet?
Solche Erfahrungen gehören zu einem ehrlichen Glauben dazu. Die Bibel kennt sie gut und spricht sie offen aus. Deshalb ist es kein Zeichen von Schwäche, wenn du diese Zeiten kennst. Es ist vielmehr ein Teil des Weges mit Gott, der nicht immer leicht ist.
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – Biblische Stimmen der Gottesferne
Die vielleicht bekannteste Klage der Bibel lautet: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22,2). Jesus selbst betet diese Worte am Kreuz. Sie stammen aus einem Psalm, in dem ein Mensch seine ganze Verlassenheit vor Gott bringt – direkt und ohne fromme Umschreibungen.
Auch andere biblische Personen erleben diese Gottesferne: Hiob ringt mit Gott und findet lange keine Antwort. Die Psalmen sind voll von Klagen, in denen Menschen Gott ihre Dunkelheit entgegenrufen. Das zeigt: Du bist nicht allein in deiner Erfahrung. Gottesferne ist kein Scheitern im Glauben, sondern ein Ort, an dem sich Glaube bewähren kann.
Gott ist da – auch wenn er schweigt
Wir wünschen uns oft ein spürbares Gotteserlebnis. Ein inneres Licht, ein Gefühl der Geborgenheit, ein hörbares Echo auf unser Beten. Doch Gott bindet sich nicht an unsere Vorstellungen. Manchmal bleibt er still – und ist trotzdem da.
Der Prophet Elija begegnet Gott nicht im Sturm, nicht im Feuer und auch nicht im Erdbeben, sondern im leisen, sanften Säuseln (1. Könige 19,12). Und manchmal kommt selbst dieses Säuseln nicht. Dann bleibt nur der Glaube daran, dass Gottes Nähe nicht immer gefühlt werden muss, um real zu sein.
Gott ist nicht nur der Gott der hellen Tage. Er ist auch der Gott der Nacht. Der Gott, der schweigt und doch nicht fern ist. Der Gott, der bleibt, auch wenn wir ihn nicht spüren.
Glauben ohne Gefühl – ein mutiger Weg
Viele Menschen verwechseln Glauben mit einem bestimmten Gefühl. Wenn die innere Wärme ausbleibt, wenn das Herz kalt ist, denken sie: Mein Glaube ist schwach. Aber wahrer Glaube zeigt sich oft gerade dann, wenn wir nichts spüren und trotzdem weitergehen.
So wie ein Kind in der Dunkelheit die Hand seiner Mutter hält, ohne sie zu sehen, so dürfen auch wir in dunklen Zeiten an Gottes Hand bleiben, selbst wenn alles in uns fragt: Wo bist du?
Beten im Dunkel ist oft kein großes Reden. Es ist ein Aushalten. Ein Durchhalten. Ein Flüstern: „Ich glaube – hilf meinem Unglauben“ (Markus 9,24).
Was helfen kann, wenn Gott fern scheint
- Halt durch Worte anderer: In dunklen Zeiten können alte Gebete tragen – der 23. Psalm, das Vaterunser, vertraute Segensworte.
- Gemeinschaft suchen: Sprich mit jemandem, der dich versteht. Oft schenkt Gott seine Nähe durch andere Menschen.
- Zeichen der Treue sehen: Vielleicht ein Sonnenstrahl, ein Lied, ein Wort – kleine Zeichen, dass Gott nicht fern ist.
- Tagebuch oder Klagegebet: Schreib deine Dunkelheit auf. Auch das ist Beten – ehrlich und echt.
- Aushalten mit Hoffnung: Sag Gott, dass du nichts spürst – und bitte ihn zumindest um ein leises Zeichen seiner Gegenwart.
Fazit:
Gott scheint manchmal fern – aber er ist nicht fort. Auch in der Dunkelheit ist er da. Und manchmal wächst gerade dort ein tieferer Glaube: einer, der nicht auf Gefühl, sondern auf Treue baut.
Alle Teile:
Teil 1: Beten klappt nicht? Woran es liegen kann
Teil 2: Schweigen statt Worte – Gebet im Nicht-mehr-Können








