Gott ist kein Cola-Automat!

Dr. Max Moll

Herr Dr. Max Moll ist Kreisjugendseelsorger für das Kreisdekanat Mettmann. Ich habe ihn zum Thema “Kann man das Beten lernen?” befragt.

Herr Dr. Moll, werden Gebete erhört? 

Herr Dr. Moll: Darauf gibt es keine einfache Antwort im Sinne von “Ja” oder “Nein”. Was ich nicht so recht glauben kann ist, dass Gott wie ein Cola-Automat funktioniert. Gebet oben rein und unten kommt das “Gewünschte” heraus.

Ja, ich glaube, dass die Gebete, bzw. Gespräche mit Gott, von IHM gehört werden.

Ich möchte eine kleine Geschichte erzählen: In meiner Familie gab es öfters Krebsfälle. So hatte meine Mutter eine ziemlich extreme Form von Darmkrebs, bei dem Ärzte bereits das Ende prognostiziert hatten. Nachdem wir davon erfahren hatten, habe ich anfangs auch um Heilung und Ähnliches gebetet. Irgendwann habe ich aber verstanden, dass ich in diesen Gebeten vor allem meinen “Willen” erfüllt sehen wollte. Seitdem bete ich sehr oft, dass das geschehen soll, was für meine Mutter am besten ist. Und ja, da glaube ich, dass die Gebete, bzw. Gespräche mit Gott, von IHM gehört werden. Denn letztlich vertraue ich darauf, dass Gott es am besten wissen muss, auch wenn wir des Weges geführt werden, den wir wählen.

Radfahren
Ist Beten wie Radfahren?
Foto: Pixabay

Ist Beten wie Radfahren: Einmal erlernt und dann kann man es für immer?

Herr Dr. Moll: Beten ist für mich ein täglicher Neuanfang. Rein von der “Technik” her, kann man ritualisierte Abläufe sicherlich lernen. Das, was dann passiert, ist aber aus meiner Sicht nicht erlernbar. Sondern viel mehr eine existenzielle Erfahrung, die jeder und jede in der Beziehung zu Gott machen kann, und die sich stetig verändert. Es gibt auch bei mir Tage, an denen ich mich frage, wofür überhaupt beten? Was ich damit meine, ist, dass Gebet immer wieder neu angefangen werden kann und manchmal auch muss.

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Kann ich als Erwachsener noch das Beten lernen?

Herr Dr. Moll: Mit Gebet kann man in jedem Alter beginnen. Anfangen, ausprobieren, auseinandersetzen. Das sind drei Begriffe, die aus meiner Sicht damit zusammenhängen. Einfach anfangen. Dafür hilft manchmal ein erster Satz oder ein Kreuzzeichen. “Guter Gott, ich möchte ….” wäre so ein Anfang. Und dann kann man sagen: Wofür möchte ich heute danken? Was ich habe heute Gutes erlebt? Was war nicht gut? Was war vielleicht sogar schlimm?

Sollte ich mein Gebet frei formulieren oder mich fester Gebetsformeln bedienen?

Herr Dr. Moll: Dies kann in unterschiedlichen Formen formuliert werden. Manchen liegt das freie Gebet mehr und für andere Situationen ist es wiederum einfacher, feste Formeln zu wählen. Auch ich finde manche bereits formulierten Gebete ganz wunderbar und bete diese auch öfters. Das ist dann auch eine Auseinandersetzung mit mir selbst über andere Texte. Letztlich kommt es aber nicht auf rhetorisch perfekt geschliffene Formulierungen an, sondern auf Ehrlichkeit und die Bereitschaft, das mit Gott zu teilen, was einen innerlich und äußerlich beschäftigt.

Ich danke für das Gespräch.

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