Gebet ist mehr als Bitten und Danken

Nelli Bangert

Nelli Bangert ist Autorin, Redakteurin und Sprecherin für Mädchen- und Frauenevents. Ihr ist es ein großes Anliegen, Menschen in ihrem persönlichen Glauben an Gott zu ermutigen und neu herauszufordern. Ihre Bücher und die vielen Freizeiten und Events, auf denen sie spricht, tragen zum Gelingen bei.

Unser Kontakt kam aufgrund Ihres Buchs “KREA.TIEF beten” zustande, das mir von einem lieben Menschen zum Geburtstag geschenkt wurde. Das Buch soll dazu ermutigen, “ein lebendiges und facettenreiches Glaubens- und Gebetsleben zu entwickeln” (Klappentext). Bitte erklären Sie den Leserinnen und Lesern dieses Interviews, was Sie darunter verstehen und wie Sie dies in Ihrem Buch umgesetzt haben!

Frau Nelli Bangert: Gebet ist mehr als Bitten und Danken. Gebet ist alles, was ich in bewusster Verbindung mit Gott tue. Mein Wunsch ist es, mit meinem Buch starre Formen des Gebets zu brechen und eine Ahnung für die große “Welt des Gebets” zu wecken. Da gibt es Menschen, die tanzend mit Gott in Verbindung sind. Andere, die in der Schöpfung ganz tiefe Momente mit Gott erfahren. Da gibt es Menschen, die beim Klagen, Weinen, Schweigen Jesus begegnen. Über rund 30 unterschiedliche Facetten vom Gebet schreibe ich in kurzen Impulsen. Außerdem hat die Illustratorin Mira Weiß ebenso viele Seiten gestaltet, auf denen selbst reflektiert und ausprobiert werden darf. Unser Wunsch war, dass unsere Leserinnen und Leser gleich selbst mit dem “krea.tiefen Gebet” starten.

Für welchen Leserkreis haben Sie dieses Buch geschrieben? Für Menschen, die sowieso schon tief im Glauben verwurzelt sind oder auch für Menschen, die dem Gebet eigentlich kritisch gegenüberstehen? Haben Sie einen Einblick, zum Beispiel aufgrund von Rezensionen, welche Menschen sich von diesem Buch angesprochen fühlen?

Frau Nelli Bangert: Ich habe das Buch für jeden Menschen geschrieben, der sich eine tiefere (Gebets-)Beziehung zu seinem Schöpfer und Vater im Himmel wünscht. Ich denke, von “Krea.tief beten” werden zweifelnde Menschen genauso wie zutiefst vertrauende Menschen abgeholt. Im Grunde soll das Buch inspirieren – zum neugierigen Entdecken des Gebets. Und da kann es sein, dass jeder Leser sich am Ende einige Facetten rauspickt, die ihm viel gesagt haben. Niemand nutzt alle Facetten des Gebets, schließlich gibt es so viele unterschiedliche. Am Ende liegt es – denke ich – ganz an der Persönlichkeit und Biografie des Einzelnen, was zu ihm passt und in eine Herzensbegegnung mit Gott führt.

Bücher von Nelli Bangert

Auf Ihrer Website schreiben Sie, dass Sie sich als Gottes Tochter fühlen und Ihren Alltag mit Jesus genießen. Für Menschen, die Schwierigkeiten mit ihrem Glauben haben, klingt das nach starkem Tobak. Sind Sie mit dieser Gewissheit aufgewachsen oder gab es für Sie ein besonderes Erlebnis, das Sie so zuversichtlich machte?

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Frau Nelli Bangert: Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass es Menschen gibt, die so eine Aussage schwierig finden. Ich weiß, dass das Leben und vor allem das Leiden dazu führen können, kritischer und skeptischer Gott gegenüber eingestellt zu sein.

Gerade in den dunklen Zeiten meines Lebens durfte ich Gott als heilenden, tröstenden und barmherzigen Gott erfahren.

Ich durfte die Erfahrung machen, dass Gott mir in der Dunkelheit begegnet ist und mir in der Tiefe des Lebens Trost und Geborgenheit geschenkt hat. Gerade in den dunklen Zeiten meines Lebens durfte ich Gott als heilenden, tröstenden und barmherzigen Gott erfahren. Diese Erfahrungen – verbunden mit dem Wissen über Gott, wie er sich in der Bibel vorstellt – geben mir eine Ahnung darüber, wie sehr Gott mich liebt. Dabei weiß ich, dass ich überhaupt nicht verstanden habe, wie sehr Gott mich liebt. Er liebt mich grenzenlos. So viel mehr, wie ich es mir überhaupt ausmalen kann. Würde er sonst seinen Sohn Jesus sterben lassen? Das tut nur ein Gott, der grenzenlos liebt. Und genau deswegen genieße ich meinen Alltag mit demjenigen, der für mich sein Leben gelassen hat.

Welche Bedeutung hat das Gebet in Ihrem Alltag?

Frau Nelli Bangert: Gebet ist für mich ein Geschenk von Gott, worüber ich mich nicht genug wundern kann. Wie verrückt, dass ich mit meinem Schöpfer im Himmel persönlich sprechen darf und dass ich jederzeit “loslegen” kann. Gott ist da und er hört mich. Jedes Gebet sammelt er liebevoll ein, keins geht verloren. Das berührt mich sehr. Ich mag all die Gebete “dazwischen”, wenn ich also gerade mitten im Alltag ein kleines “Danke” oder “Bitte” oder “Staunen” zu Gott schicke. Aber auch die Zeiten, wo ich intensiv mit Gott ins Gespräch gehe.

Meine innere Sehnsucht bleibt, Gott noch so viel umfassender und tiefer zu erfahren.

Ganz unabhängig davon, ob ich gerade mal kurz oder lang mit Gott im Gespräch bin – meine innere Sehnsucht bleibt, Gott noch so viel umfassender und tiefer zu erfahren. Ich weiß, da geht immer noch so viel mehr Begegnung.

Blütenzweig
Ein kleines “Staunen” zu Gott schicken
Foto: Achim Beiermann

Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich…”

Frau Nelli Bangert: Gebet ist für mich alles, was ich in Verbindung mit Gott tue.

Ich danke für das Gespräch.

* Die Bildrechte am Foto von Frau Nelli Bangert liegen bei Christian Bangert

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