Gebet ist für mich eine Ruheinsel

Vera und Michael Lennartz

Bei Pray and Go handelt es sich um ein offenes, spirituelles Angebot der Pfarrgemeinde St. Margareta in Düsseldorf. Das Ehepaar Vera und Michael Lennartz gehört dem Team von Pray and Go an und hat sich freundlicherweise bereit erklärt, die folgenden Fragen zu beantworten.

Wenn ich richtig informiert bin, handelt es sich bei Pray and Go um ein Angebot, das in der Pfarrgemeinde St. Margareta entwickelt wurde. Was genau verbirgt sich hinter diesem Format?

Michael Lennartz: Es handelt sich um ein Angebot am Sonntagabend, dem Abend vor dem Beginn einer neuen Woche, mit Gottes Wort in Berührung zu kommen. Pray and go meint: Jede(r) kann kommen und gehen, wann sie/er es möchte. Es wird – in 20 Minuten-Abschnitten – das Sonntagsevangelium vorgelesen, stille Zeit eingeräumt und musikalisch-meditativ begleitet. In dieser Zeit kann das Wort Gottes, heute an uns, reflektiert werden. Gedanken, jeweils von einem Impulsgebenden verschriftlicht können dabei helfen. Eigene Gedanken können, müssen nicht, formuliert werden. Wer möchte, kann sich vor der Kirchentür mit anderen austauschen.

Auf eurer Website heißt es, dass ihr im Team schweren Herzens beschlossen habt, mit Pray and Go während des Corona-Lockdowns auszusetzen. Mir fiel direkt ein: Schreit nicht gerade die derzeitige Situation nach Gebet? Wie haltet ihr im Team diesen Spagat aus?

Michael Lennartz: Es ist tatsächlich ein Spagat – auch in unserem Team gab es Pro- und Contra-Argumente bzgl. einer Durchführung während des Corona-Lockdowns. Letztlich haben wir uns entschieden, derzeit nicht zu einer Zusammenkunft einzuladen: Wir nehmen hier keine „Sonderrechte“ in Anspruch.

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Weiter schreibt ihr auf eurer Website, dass man den Lockdown auch als eine geistliche Dimension sehen kann – als “Gang in die Wüste”. Und analog zu den grünen Inseln in der Wüste sprecht ihr von Oasen, die sich in Form des Sonntagsevangeliums und eines Impulses dazu herunterladen lassen. Was erwartet die Leserinnen und Leser dieser Impulse?

Vera Lennartz: Die Lesenden werden mit hineingenommen in die Gedanken, die sich gläubige Menschen zu den Bibeltexten machen. Die Schreibenden müssen nicht unbedingt theologisch ausgebildet sein, so dass jede*r die Möglichkeit hat, die Texte auf dem Hintergrund seines individuellen Lebens auszulegen. So ergibt sich ein großes inhaltliches Spektrum bei den Impulsen.

Stinderteich in Erkrath
Stinderteich in Erkrath
Foto: Achim Beiermann

Welche Bedeutung hat das Gebet in eurem persönlichen Alltag?

Michael Lennartz: Eine Dimension ist für mich auf jeden Fall das „Spontangebet“ (ggf. bekannt als „Stoßgebet“): Dank für aktuell Erlebtes, Bitte um Beistand für ein bevorstehendes Ereignis, Segensbitte für Menschen, denen ich begegne, von denen ich in der Zeitung, im Internet lese, ja auch für die, von denen ich geträumt habe.

Wie würdet ihr den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich/für uns…”

Vera Lennartz: Gebet ist für mich eine Ruheinsel im Alltag, ein Versuch zu hören, Hilfe in schwierigen Situationen und die Möglichkeit, Sorgen von mir und meinen Mitmenschen abgeben zu können.

Michael Lennartz: Für mich ist Gebet die Verbindung zu Gott – neben der Verbindung zu meinen Liebsten – aufrecht zu erhalten.

Ich danke für das Gespräch.

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