Ein Schritt aufeinander zu – bevor der Weg endet

Umarmung Zwei Frauen Sekundenglück

Es gibt Dinge im Leben, die wir nicht mehr rückgängig machen können. Worte, die gesagt wurden – oder die uns im entscheidenden Moment über die Lippen hätten kommen sollen, es aber nicht taten. Konflikte, die offen blieben. Verletzungen, die sich tief eingebrannt haben. Und manchmal sind die Menschen, mit denen wir das alles klären wollten, plötzlich nicht mehr da.

Was bleibt, ist oft ein schweres Herz.

Vielleicht gibt es auch in deinem Leben jemanden, mit dem du seit Jahren nicht mehr gesprochen hast. Vielleicht war da ein Streit, ein Zerwürfnis, ein langer Schatten über der Beziehung. Und vielleicht ist es mittlerweile so festgefahren, dass man nicht weiß, wie man überhaupt noch anfangen soll. Wer macht den ersten Schritt?

Und doch: Wie oft wünschten wir uns, wir hätten ihn getan, als es noch möglich gewesen wäre.

Es gehört zur tiefsten Wahrheit des Menschseins, dass wir aufeinander angewiesen sind – auf Nähe, auf Vergebung, auf die heilsamen Worte: Es tut mir leid. Oder auch: Ich verzeihe dir. Und es gehört zur Liebe, die Gott uns vorlebt, dass wir einander mit Barmherzigkeit begegnen sollen. Nicht, weil alles vergessen ist. Sondern weil Vergebung eine Brücke baut, wo sonst nur noch Schweigen herrscht.

Jesus selbst hat diese Brücke gebaut – mit seinem Leben. Er hat uns vergeben, bevor wir überhaupt darum bitten konnten. Und er ruft uns auf, es ihm gleichzutun: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ (Matthäus 5,7)

Aber Versöhnung ist nichts Theoretisches. Sie ist eine Entscheidung – und sie braucht Mut. Sie kostet manchmal Überwindung. Aber sie heilt.

Wer verzeiht, entlässt sich nicht aus der Verantwortung – aber aus der Verbitterung. Wer ein klärendes Gespräch wagt, kann Frieden finden, auch wenn nicht alles „wie früher“ wird. Und wer sich öffnet, schenkt dem anderen und sich selbst eine Möglichkeit für einen neuen Anfang.

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Natürlich gelingt nicht jede Versöhnung. Manchmal ist der andere Mensch nicht mehr erreichbar – sei es emotional oder schlimmer, weil er nicht mehr lebt. Aber auch dann ist es nicht zu spät für ein inneres Gespräch, ein Gebet, ein Loslassen. Mir ist es vor mehr als 50 Jahren mit meinem Vater so ergangen. Wir hatten einen heftigen Streit. Einer von unendlich vielen. Und wieder einmal über eine eigentlich ganz banale Sache. Wenige Wochen später erlag mein Vater einem Herzinfarkt. Weitab in einem Sanatorium. Die fehlende Aussöhnung blieb immer als schwelender Punkt tief in meinem Innern. Bis vor einem guten Jahr. Ich weiß noch genau, dass es bei der morgendlichen Routine im Bad war, als es mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf. Mir ging im Alter von 69 Jahren plötzlich der Satz „Papa, es ist alles gut“ über die Lippen!

Manchmal braucht es also nur einen ersten Satz. Einen Anruf. Einen Brief. Ein Gebet, das lautet: „Gott, hilf mir, diesen Schritt zu gehen.“ Oder: „Papa, es ist alles gut!“

Denn am Ende sind es selten die großen Erfolge oder äußeren Dinge, die unser Herz bewegen. Es sind die Beziehungen. Die echten, manchmal komplizierten Verbindungen zu den Menschen, die uns am nächsten stehen.

Warte nicht zu lange. Wer sich versöhnt, schenkt sich selbst Frieden.

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