Du bist nicht allein unterwegs

Schafherde Hirt

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
– Psalm 23,1

Es ist einer der bekanntesten Sätze der Bibel – und vielleicht gerade deshalb oft überlesen. „Der Herr ist mein Hirte“ – das klingt vertraut, fast schon poetisch. Aber was steckt dahinter? Und warum kann dieser uralte Satz auch heute noch Kraft geben – selbst denen, die mit Religion wenig anfangen können?

Der Psalm 23 ist ein Gebet, das aus einer tiefen Lebenserfahrung heraus spricht: Jemand hat erlebt, wie es ist, sich gehalten und geführt zu fühlen – auch in unsicheren Zeiten. Das Bild vom „Hirten“ ist in unserer Welt vielleicht etwas fremd geworden. Doch seine Bedeutung ist zeitlos: Ein Hirte lässt die Schafe nicht allein. Er kennt sie. Er sorgt für sie. Er geht ihnen nach, wenn sie sich verlaufen. Und er bleibt bei ihnen, auch im Dunkeln.

Der Psalm ist keine Schönwetter-Poesie. Er spricht ganz ehrlich davon, dass es dunkle Täler gibt. Momente, in denen Angst überhandnimmt. Wege, auf denen man nicht weiß, wo es langgeht. Und gerade da heißt es: „Du bist bei mir.“ Es heißt ausdrücklich nicht: „Du lässt es mir sofort gut gehen“, sondern: „Ich bin nicht allein.“

Das ist eine Kraftquelle – selbst für Menschen, die sich nicht als gläubig bezeichnen würden. Denn das Gefühl, begleitet zu sein, gibt Halt. Es bedeutet: Ich muss meinen Weg nicht aus eigener Kraft schaffen. Es gibt etwas – oder jemanden – der größer ist als meine Angst. Der mitgeht. Der mir zusagt: Du bist gehalten, auch wenn du fällst.

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Man muss dazu nicht an einen bestimmten Gott glauben. Manche Menschen spüren diese Kraft in der Natur, in der Musik, in einer Begegnung, die sie tief berührt. Andere nennen es „eine höhere Ordnung“, „etwas, das mich trägt“, oder schlicht: Hoffnung.

Der Psalm fasst dieses Vertrauen in Worte: Da ist eine Quelle, aus der Trost und Mut fließen können. Dass wir mehr sind als das, was uns gerade belastet und dass wir geführt werden – auch wenn der Weg kurvig ist.

Ganz am Ende heißt es: „Und ich werde bleiben im Haus des Herrn immerdar.“ Auch das ist nicht wörtlich zu nehmen. Es meint: Es gibt einen Ort, an dem ich wirklich zu Hause bin. In mir. In meinem Leben und im Vertrauen darauf, dass mein Weg Sinn hat – selbst wenn ich ihn noch nicht ganz erkenne.

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