
Dietrich Bonhoeffer war ein deutscher evangelischer Theologe, Pastor und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Geboren 1906 in Breslau, zeigte sich schon früh seine außergewöhnliche Begabung und sein tiefer Glaube. Er promovierte im Alter von nur 21 Jahren und wurde bald zu einer der wichtigsten Stimmen der Bekennenden Kirche – jener Bewegung innerhalb der evangelischen Kirche, die sich gegen die Gleichschaltung durch das NS-Regime stellte.
Bonhoeffer war nicht nur ein brillanter Denker, sondern auch ein Mensch mit klarem moralischem Kompass. Als Christ konnte er nicht schweigen angesichts des Unrechts, das unter Hitler geschah. Seine Ablehnung des Judenhasses und seine Teilnahme am Widerstand gegen Hitler führten schließlich zu seiner Verhaftung. Vor fast genau 80 Jahren, am 9. April 1945, nur wenige Wochen vor Kriegsende, wurde er im KZ Flossenbürg hingerichtet.
Was Bonhoeffer von vielen anderen unterscheidet, ist die tiefe Verbindung von Glaube und Handeln in seinem Leben. Für ihn war Christsein keine theoretische oder rein spirituelle Angelegenheit – es bedeutete, für andere einzustehen, selbst wenn es das eigene Leben kostet. Seine berühmten Worte „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“ zeigen seine Überzeugung: Wahres Christentum bedeutet Einsatz für Gerechtigkeit und gegen jede Form von Gewalt und Unterdrückung.
Sein bekanntestes Werk „Nachfolge“ betont die radikale Nachfolge Jesu. Er spricht dort von der „billigen Gnade“ – also einem Glauben, der keine Konsequenzen für das eigene Leben hat – und der „teuren Gnade“, die echte Hingabe und Verantwortung verlangt. Diese Unterscheidung ist auch heute noch hochaktuell. In einer Zeit, in der Religion oft zur Privatsache wird, erinnert Bonhoeffer daran, dass echter Glaube immer auch eine gesellschaftliche Dimension hat.
Bonhoeffer hat uns auch heute noch viel zu sagen. In einer Welt voller politischer Spannungen, wachsendem Nationalismus und sozialer Ungerechtigkeit fordert er uns heraus, nicht wegzuschauen. Er ermutigt dazu, mutig für das einzustehen, was richtig ist – selbst dann, wenn es unbequem oder gefährlich wird. Seine Lebensgeschichte erinnert uns daran, dass Christsein mehr bedeutet als Sonntagsgottesdienste und persönliche Frömmigkeit.
Gerade in Zeiten der Krise, des Zweifels oder der Orientierungslosigkeit können seine Worte und sein Vorbild Hoffnung geben. Bonhoeffer war selbst oft verzweifelt, doch er hielt an seinem Glauben fest – nicht naiv, sondern zutiefst realistisch. Sein berühmter Gefängnistext „Von guten Mächten treu und still umgeben“ ist ein tiefes Zeugnis dieser Hoffnung.
Bonhoeffer ruft uns auf, nicht zu schweigen, wenn wir sprechen sollten. Er lädt uns ein, den Glauben als gelebte Verantwortung zu verstehen – für Gott und für unsere Mitmenschen. Sein Leben und Denken bleiben eine starke Erinnerung daran, dass wahre Nachfolge Mut erfordert – und Liebe.
(Hinweis zum Foto: Bundesarchiv Bild 146-1987-074-16, Dietrich Bonhoeffer, cropped von ibfd, CC BY-SA 3.0 DE)
Von guten Mächten treu und still umgeben
1. Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
2. Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.
3. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.
4. Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.
5. Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
6. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.
7. Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.