Herr Heinrich Fucks ist Pfarrer und als Superintendent der von der Kreissynode Düsseldorf gewählte Repräsentant der Evangelischen Kirche in unserer Stadt. Zu seinen Aufgaben gehört die Dienstaufsicht über die evangelischen Pfarrer sowie die Repräsentation des Kirchenkreises in der Öffentlichkeit. Außerdem ist der Superintendent quasi Seelsorger für die Seelsorger.
Herr Pfarrer Fucks, Sie haben das Amt des Superintendenten bald drei Jahre inne, die Hälfte der Zeit unter Corona-Bedingungen. In welcher Weise hat die Pandemie Einfluss auf Ihre Tätigkeit genommen?
Pfarrer Heinrich Fucks: Meine Aufgaben sind weithin als Kommunikation zu beschreiben. Die hat sich mit Beginn der Pandemie über weite Strecken ins Digitale verlagert. Videokonferenzen sind alltäglich geworden und werden sicher für kurze Treffen und Besprechungen auch über die Pandemie hinaus beibehalten. Auch unsere Kreissynode mit 160 Personen tagte als Videokonferenz. In den Lockdowns sind große Begegnungen – erst recht repräsentative wie Neujahrsempfänge – gänzlich ausgeblieben. Langsam kommt man so in der Stadt wieder zusammen. Andererseits hat die Pandemie auch Gemeinden und Kirchenkreis enger zusammengeführt.
Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie lief es für die großen christlichen Gemeinschaften nicht gut. Schon damals wandten sich immer mehr Menschen von ihnen ab. Nicht Wenige befürchten, dass die durch Corona bedingten Einschränkungen diese Entwicklung noch beschleunigt haben. Glauben Sie, dass man einen Teil der Menschen wieder zurückgewinnen kann und wie könnte das gelingen?
Pfarrer Heinrich Fucks: Diese Entwicklung gab es. Es gab und gibt in vielen Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises – dazu rechne ich auch die Diakonie Düsseldorf – andere Erfahrungen. Die Gemeinschaften haben sich getragen, Seelsorge wurde stärker in Anspruch genommen. Im ersten Lockdown hatten wir eine Minikampagne „Wir hören zu“. Genau das tat Not und wird auch weiter in Anspruch genommen.
Gibt es trotz des Mitgliederschwunds, trotz des wachsenden Pfarrermangels und trotz des Zwangs, nicht mehr benötigte Kirchenräume schließen zu müssen, Zeichen bzw. Entwicklungen, die Ihnen Hoffnung machen? Wenn ja, welche sind das?
Pfarrer Heinrich Fucks: In der Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen begegnen wir uns – auch wegen dieser Entwicklungen, die alle treffen – ausgesprochen geschwisterlich. Der Austausch ist über die Konfessionsgrenzen hinweg intensiver, herzlicher und kooperativer geworden. Auch wenn wir an Zahl kleiner werden, schmälert das nicht die Schönheit des Glaubens und die Bedeutung unserer Anliegen.
Die Kirchen werden als Partner in der Stadt gewünscht und gesucht.
Sicher: wir werden uns noch von manchem verabschieden. Könnte das helfen, wesentlicher zu werden? Wir haben in diesem Jahr ein Bürgergutachten in Auftrag gegeben: Wie viel Glaube braucht die Stadt? Am Reformationstag, dem 31. Oktober wird es der Öffentlichkeit von Kirche und Stadt übergeben. Für mich überraschend: Die Kirche(n) werden als Partner in der Stadt gewünscht und gesucht. Auch wenn das nicht gleich heißt, dass man sich ihnen anschließt.
Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich…”
Pfarrer Heinrich Fucks: Gebet ist für mich Quelle von Kraft und Hoffnung. Seit einigen Jahren übe ich mich im Herzensgebet. Ich bin froh, dass ich mich darauf eingelassen habe. Menschen beten für mich. Das berührt mich und gibt mir Halt.
Ich danke für das Gespräch.