
Die Karwoche ist die letzte Woche der Fastenzeit und führt uns unmittelbar zum Osterfest. Sie beginnt mit dem Palmsonntag und endet mit dem Karsamstag. In dieser Woche gedenken Christinnen und Christen weltweit der letzten Tage Jesu auf Erden – seinem Leiden, Sterben und schließlich der Vorbereitung auf seine Auferstehung. Die Karwoche ist nicht nur ein liturgischer Höhepunkt des Kirchenjahres, sondern auch eine Einladung zur persönlichen Besinnung.
Am Palmsonntag erinnern wir uns an den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Menschen jubelten ihm zu und legten Palmzweige auf den Weg – ein Zeichen für Hoffnung und die Erwartung eines Retters. Doch die Stimmung schlägt schnell um. Die Karwoche zeigt, wie brüchig Zustimmung und Ruhm sein können und wie schnell sich das Blatt wenden kann.
Gründonnerstag steht für das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. Es ist der Ursprung der Eucharistie und ein Symbol für Gemeinschaft und Liebe. Zugleich zeigt sich hier Jesu Demut, als er den Jüngern die Füße wäscht – ein Akt, der bis heute als Beispiel für dienende Liebe gilt.
Am Karfreitag erreicht die Dramatik der Karwoche ihren Höhepunkt. Jesus wird gekreuzigt – ein Unschuldiger stirbt einen qualvollen Tod. Es ist der Tag des tiefsten Leids, aber auch der stärksten Solidarität Gottes mit dem menschlichen Schmerz. Die Kirchen bleiben leer, Glocken verstummen, und viele Menschen fasten oder verzichten bewusst. Karfreitag konfrontiert uns mit der Dunkelheit – aber nicht ohne Aussicht auf Licht.
Karsamstag ist geprägt von Stille und Warten. Jesus liegt im Grab. Diese Zeit steht für das Aushalten von Unsicherheit, für das Hoffen gegen die Hoffnungslosigkeit. Viele Menschen erleben im Leben genau solche „Karsamstags“-Momente – Zeiten, in denen scheinbar nichts geschieht, aber innerlich etwas reift.
Was aber hat die Karwoche uns heute noch zu sagen?
In einer Welt, die oft von Eile, Leistungsdruck und Oberflächlichkeit geprägt ist, lädt uns die Karwoche ein, innezuhalten. Sie erinnert uns daran, dass Leiden und Verlust Teil des Lebens sind – und dass sie eine tiefere Bedeutung haben können. Gerade in Zeiten persönlicher Krisen, Krankheit, Trauer oder Unsicherheit kann die Botschaft der Karwoche Trost und Orientierung geben.
Die Karwoche erzählt von einem Gott, der den tiefsten Schmerz kennt, ihn selbst durchlebt hat – und der dennoch das Leben siegen lässt. Sie ruft dazu auf, dem Leiden nicht auszuweichen, sondern es anzusehen, es ernst zu nehmen – und es mit der Hoffnung zu verbinden, dass daraus neues Leben erwachsen kann.
Für viele ist Ostern heute ein Fest des Frühlings, der Familie und des Neubeginns. Doch gerade im Kontrast zur Karwoche entfaltet sich der wahre österliche Glanz: Licht, das die Dunkelheit durchbricht. Leben, das den Tod überwindet. Hoffnung, die bleibt.