Die Gebetsinitiative sela.

Ulrich Wendel

Herr Dr. Ulrich Wendel ist Pastor im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und beim SCM Bundes-Verlag als Redakteur des Magazins Faszination Bibel tätig. Ulrich Wendel ist außerdem Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zum Thema Gebet und Initiator der Gebetsinitiative sela.  

Ich freue mich, dass Herr Dr. Wendel sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten.

Herr Dr. Wendel, das hat mich überrascht: Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Emnid, die 2021 im Auftrag des Monatsmagazins chrismon erstellt wurde, betet immer noch rund die Hälfte der repräsentativ Befragten. Offen gesagt – ich habe mit weniger Menschen gerechnet! Nun etwas überzogen gefragt: An welche Hälfte richtet sich die Gebetsinitiative sela.?

Dr. Ulrich Wendel: Wir richten uns schon an diejenigen Menschen, die bereits irgendwie beten. Die aber darin vielleicht müde geworden sind, oder die sich nach frischem Wind für ihr Beten sehnen. Wenn jemand (noch) gar nicht betet, würde man ja vielleicht eher grundsätzlich darüber sprechen, ob es Gott gibt und was man von Gott erwarten kann. Dass Gott da ist und dass er ansprechbar ist, das setzen wir in der sela.Initative voraus. Und stellen es gern immer wieder auf den Prüfstand: Haben wir schon gut genug erfasst, was Gott in der Bibel über sich sagen lässt? Gibt es da noch mehr zu entdecken?

sela. setzt sich aus vier verschiedenen Bausteinen zusammen: Dem Gebets-Magazin, dem WhatsApp-Kanal, dem Blog und dem Gebets-Impuls-Kalender. Wie helfen diese sela.-Bausteine Menschen konkret, ein langfristig intensives und erfüllendes Gebetsleben zu entwickeln?

Dr. Ulrich Wendel: Das Magazin ist ein „langsames“ Medium. Man kann es immer wieder einmal zur Hand nehmen. Die Artikel sind nicht kompliziert geschrieben, viele von ihnen sind aber tiefgehend. Nachdenken, sich von anderen anregen lassen – das ist der Beitrag, den das Gebetsmagazin leisten will. Wir habe es extra hochwertig gestaltet, damit man es das ganze Jahr über liegen hat und zur Hand nimmt – das meine ich mit „langsam“. 

Der Blog geht in eine ähnliche Richtung, aber die Beiträge sind meist kürzer. Sie greifen öfter mal Einzelaspekte auf, runden also nicht jedes Thema schon ab. Im Blog kann ein Thema auch nach und nach entwickelt werden. So habe ich es mit dem Thema „Gebet für Kranke“ gemacht und mit dem Thema „Langeweile beim Beten“. Auch Gedankenanstöße aus Büchern, die ich gelesen habe, teile ich ab und zu. Der Blog hat also einen eher skizzenhaften Charakter.

Der Gebets-Impuls-Kalender und der WhatsApp-Kanal sind aus meiner Sicht recht ungewöhnliche Wege, um das Beten zu fördern. Was hat Sie dazu inspiriert, diese Formate einzuführen?

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Dr. Ulrich Wendel: Das Schöne bei einem Kalender ist ja, dass man ihn immer wieder vor Augen hat. Er kann also im Alltag ans Beten erinnern und an verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. 

Der WhatsApp-Kanal spielt zweimal pro Woche Gebetsanstöße auf das mobile Endgerät. Die meisten von uns schauen ja viele Male am Tag aufs Handy. In der ganzen Fülle der Informationen und Bilder auch ans Gebet erinnert zu werden – das hilft, so hoffe ich, das Gespräch mit Gott in den Alltag einzuweben. Es geht mir dabei aber nicht einfach um den Appell: „Bitte jetzt mal beten“. Sondern ich versuche, überraschende Gebetsfragen zu finden oder Bibeltipps fürs Gebet. Gern auch mutmachende Erfahrungen anderer. Mein Ziel ist es, Gesprächsanknüpfungen zum Reden mit Gott zu schaffen.

Was raten Sie Menschen, die Schwierigkeiten haben, Gebete in ihren Alltag zu integrieren, und wie unterstützt sela. sie dabei?

Dr. Ulrich Wendel: Ich würde raten, mit ganz kleinen Schritten anzufangen, anstatt große Vorhaben zu versuchen, die dann aber schnell überfordern. Gibt es eine winzige Zeitinsel, die fast jeden Tag da ist und in der man Gedanken gen Himmel schicken kann? Auch kleine Erinnerungen können helfen: eine Spruchkarte am Badezimmerspiegel. Oder eine Ampel, an der ich jeden Tag vorbeifahre und die ich für mich selbst als Gebetspunkt definiere.

Ich würde auch versuchen, nicht zu sehr vom äußeren Rahmen her zu denken – „Ein gutes Gebet braucht mindestes fünf Minuten“ oder „Man sollte doch regelmäßig und häufig beten“. Ergiebiger sind vielleicht kurze Fragen, die etwas in mir auslösen zum Beispiel: „Was würde Gott jetzt in diesem Augenblick zu mir sagen?“

Der WhatsApp-Kanal bietet, wie gesagt, solche Fragen. Und manchmal hilft es einfach auch zu wissen, dass viele Menschen sich mit dem Beten nicht so leicht tun. Auch das möchten wir im Gebetsmagazin abbilden – und das kann dann ermutigen.

Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich …”

Dr. Ulrich Wendel: Gebet ist für mich immer ein Moment, der mich aus meiner eigenen Welt rauszieht und für Gott öffnet. So bekomme ich Abstand zu mir, den ich immer wieder nötig habe.

Ich danke für das Gespräch.

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