Das Wort zum Sonntag: Mitten aus dem Leben

Anke Prumbaum

Frau Anke Prumbaum ist Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde Moers und als Seelsorgerin am dortigen Bethanien-Krankenhaus tätig. Seit Anfang des Jahres sieht man die gebürtige Düsseldorferin auch als neues Gesicht beim Wort zum Sonntag im Ersten der ARD. Ich freue mich, dass Frau Prumbaum sich die Zeit für dieses Interview genommen hat.

Frau Prumbaum, bei meinen Recherchen fiel mir auf, dass in Ihrem Elternhaus weder Religion noch Kirche eine Rolle gespielt haben. Wer oder was hat in Ihnen damals den Wunsch ausgelöst, Pfarrerin zu werden?

Anke Prumbaum: Der Wunsch ist langsam gewachsen. Ich habe aus akademischem Interesse heraus angefangen, Theologie zu studieren. Mich faszinierte die Offenheit, an die großen Fragen heranzugehen: Wo kommen wir her? Was gibt dem Leben Sinn? Wie gelingt gutes Leben? Außerdem gefiel mir die Breite der Disziplinen, angefangen bei den alten Sprachen über historische Themen bis hin zur Ethik.

Die konkrete Kirche kam erst langsam in mein Blickfeld. Ich habe kirchliche Initiativen kennengelernt, die an der Seite der Menschen im Arbeitskampf in Rheinhausen standen. Ich habe Kirche erlebt, die für die Arbeit mit Suchtkranken und Selbsthilfegruppen offen war. Ich habe in kirchlichen Arbeitskreisen mitgemacht, die mit Geflüchteten gekocht haben. Das alles hat mich beeindruckt und meinen Wunsch geweckt, in dieser Kirche mitzuarbeiten. Kirche kann ein schöner Ort sein, an dem Menschen beieinander und füreinander da sind.

Auf die Frage “Mit wem Sie schon immer mal eine Tasse Kaffee trinken wollten” antworteten Sie an anderer Stelle: “Mit Sting.” (Anm.: Sting ist ein britischer Musiker und war Frontmann der Rockgruppe The Police). Was fasziniert Sie an Sting und worüber würden Sie sich gerne mit ihm austauschen?

Anke Prumbaum: Ich habe schon in den 80ern gerne auf Songs von Sting bzw. Police getanzt. Ich mag seine Musik und ich bin grundsätzlich beeindruckt von Musiker:innen, die sich über Jahrzehnte im Musikgeschäft halten, was ja bei Sting auch der Fall ist. Vor allem aber ist Sting für mich ein Musiker, der Gedanken des Zeitgeschehens und auch des politischen und ökologischen Bewusstseins in seinen Songs zum Thema macht.

Sting 2018 (Raph_PHSting in April 2018CC BY 2.0)

Er hat sich im Kalten Krieg positioniert, heute ist ja sein damaliger Song “Russians” wieder erschreckend aktuell, er hat Hunger und Aidsproblematik in Afrika zum Thema gemacht und sich für den Schutz indigener Völker eingesetzt , er hat von der Zerbrechlichkeit unseres Lebens angesichts der atomaren Bedrohung gesungen. Damit erreicht er mit wichtigen Themen ein großes Publikum, das finde ich toll.

Wie bereits erwähnt, präsentieren Sie seit Anfang des Jahres im Wechsel mit anderen SprecherInnen das “Wort zum Sonntag”. Wie frei sind Sie in der Wahl Ihrer eigenen Beiträge und welches Ziel verfolgen Sie persönlich bei der Auswahl geeigneter Themen?

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Anke Prumbaum: Ich habe die wunderbare Gelegenheit, im Wort zum Sonntag über Themen zu sprechen, die mich beschäftigen und von denen ich denke, sie beschäftigen zu dem Zeitpunkt auch Menschen in unserem Land. Das Wort zum Sonntag ist ja ein geistlicher Kommentar zum Zeitgeschehen, um mal so ein etwas altertümelndes Wort zu benutzen. Zugleich soll es eben nicht altertümlich gesprochen sein, sondern mitten aus dem Leben und gut verständlich.

Das ist für mich im übrigen grundsätzlich Aufgabe der Kirche, so verstehe ich auch meine Tätigkeit als Krankenhausseelsorgerin. Ich stehe mitten in dieser Welt, aber lebe aus einer Hoffnung, die sich nicht aus den Koordinaten dieser Welt ableiten lässt. Das schenkt viele Möglichkeiten und kann sehr tröstlich sein. Das erlebe ich in der Seelsorge und davon möchte ich auch in meinen Beiträgen beim Wort zum Sonntag erzählen.

Sie sind Pfarrerin, Krankenhausseelsorgerin, Sprecherin bei Funk und Fernsehen und ebenso Frau und Mutter. Wie gelingt es Ihnen, sich da noch genügend Freiraum für Ihre eigenen Bedürfnisse zu verschaffen?

Anke Prumbaum: Ach, das weiß ich manchmal selber nicht so genau. Ich höre die Frage öfter. Irgendwie gelingt es. Ich ziehe viel Kraft und Glück aus meiner Arbeit. Durch gute seelsorgliche Begegnungen fühle ich mich beschenkt, und ich bin dankbar, davon erzählen zu können. Außerdem gibt es in meinem Leben genug, was mich erdet und stärkt: meine Familie, Zeit in der Natur auf dem Rad oder beim Joggen, und eine regelmäßige Yogapraxis. Natürlich hätte ich manchmal gerne mehr Zeit. Aber die, die ich habe, ist ein Gottesgeschenk.

Am Rhein in Düsseldorf-Urdenbach
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Foto: Achim Beiermann

Wie würden Sie den folgenden Satz fortsetzen? “Gebet ist für mich…”

Anke Prumbaum: Gebet ist für mich das Wissen, dass Gott da ist und mich hört. Das tut mir gut und schenkt mir das Gefühl, nicht allein zu sein. Ich bin glücklicherweise frei von dem Gedanken, dass Gott meine, unsere Wünsche erfüllen soll. So habe ich nie gebetet. Ich bitte oft um Kraft und Begleitung – für andere und für mich selber. Und das erfahre ich immer wieder. Einer meiner Lieblingssätze übers Beten ist ein Satz aus einem Lied von Huub Oosterhuis: “Du (Gott) bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.” Besser kann man es nicht sagen, finde ich!

Ich danke für das Gespräch.

(Hinweis zum oben verwendeten Foto von Frau Anke Prumbaum: Die Bildrechte liegen bei Ben Knabe / WDR.)

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