Heinz Frantzmann war als evangelischer Pfarrer in Düsseldorf tätig, in der Kirchengemeinde Düsseldorf-Eller und bei der Diakonie. Im Jahr 2019 wurde er in den Ruhestand verabschiedet.
Ich bin dankbar dafür, dass sich Herr Frantzmann bereit erklärt hat, in 2022 die monatlichen Beiträge für die Kolumne “Angedacht” zu schreiben.
Blick in den Spiegel
Was sehen Sie, wenn Sie morgens in den Spiegel schauen? Natürlich sich selbst! Klar. Aber ich meine: schauen Sie gerne hinein? Gefällt Ihnen, was Sie da sehen? Oder ist es eher so, dass Sie denken: O je, du hast auch schon besser ausgesehen.
Wo sind denn plötzlich die Falten oder die grauen Haare hergekommen. Die waren doch gestern noch nicht da!
Ich stehe manchmal auch vor dem Spiegel. Und suche und finde auch die eine oder andere Veränderung. Trotzdem stehe ich gerne vor dem Spiegel.
Das liegt daran, dass ich neulich in einem Gottesdienst war, in dem die Besucher und Besucherinnen einen Umschlag bekommen haben, auf dem stand: „Hier ist Gott drin!“
Neugierig habe ich genauso wie die anderen den Umschlag aufgemacht. Und drinnen war ein kleiner Spiegel.
Auf dem Spiegel stand:
“Da schuf Gott den Menschen nach seinem Bild, als sein Ebenbild schuf er ihn.“ 1. Mose 1, 27
Das heißt also, wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich mich selbst – und damit auch Gott.
Eigentlich ist das ja eine lustige Vorstellung. Gott trägt also Brille und einen Drei-Tage Bart.
Aber für mich ist das auch eine sehr schöne Vorstellung.
Egal wie ich aussehe. Egal, wie viele Falten ich habe. Egal, ob ich traurig oder krank bin.
Egal, ob ich mich freue, wie ein Schneekönig.
Ich bin und bleibe ein Spiegelbild Gottes!
Und das Beste ist: Wenn das für mich gilt, dann gilt das auch für andere Menschen.
Und wenn ich es schaffe, genau das in meinen Mitmenschen zu sehen, dann kann ich mit manchen Situationen anders umgehen. Dann sehe ich nicht nur meinen nervigen Chef oder meine komplizierte Kollegin. Sondern ich sehe dann, dass dieser Mensch ein Bild Gottes ist. Auch wenn er manchmal genervt ist und Fehler macht.
Deshalb kann ich auch mit meinem Mitmenschen nicht einfach so nach Lust und Laune umspringen.
Vielleicht denken Sie einmal dran, wenn Sie das nächstes Mal in den Spiegel schauen.
Das sind nicht nur Sie selbst, was Sie da sehen. Das ist Gottes geniale Schöpfung mit all ihren Farben und ihren Narben.
Und vielleicht erinnern Sie sich ja dann auch mal wieder… „und Gott sah, dass es gut war!“ und sagen hmm – du siehst richtig gut aus heute.
Diese Erfahrung lohnt sich, an andere weiterzusagen und mit Worten und Taten weiterzugeben. Versuchen Sie einmal!