
Teil 3: Muss ich bestimmte Worte sagen?
Vielleicht kennst du das Gefühl: Du möchtest beten, aber du fragst dich, ob es dafür „richtige“ Worte gibt. Gibt es Formulierungen, die Gott lieber hört? Muss ich bestimmte Redewendungen benutzen? Die knappe Antwort auf alles ist: nein.
Gebet ist ein persönliches Gespräch mit Gott. So wie du mit einem guten Freund sprichst, kannst du auch mit Gott sprechen – ehrlich, direkt und in deiner eigenen Sprache. Es gibt keine Pflicht, bestimmte Worte oder Sätze zu verwenden. Gott versteht dich, ganz egal, wie du dich ausdrückst.
Trotzdem empfinden viele Menschen vorformulierte Gebete als hilfreich, vor allem zu Beginn. Sie geben Halt, wenn einem selbst die Worte fehlen. Klassiker wie das Vaterunser, das Apostolische Glaubensbekenntnis oder einfache Gebete aus Gebetbüchern haben schon Millionen Menschen begleitet. Diese Gebete sind wie eine Brücke, die dich ins Gespräch mit Gott führt. (Siehe hierzu auch meine Seite Grundgebete.)
Es ist aber ebenso gut, frei zu sprechen, zum Beispiel so:
- „Gott, heute hatte ich einen schwarzen Tag. Ich bitte dich um Kraft für morgen.“
- „Danke, dass du heute auf mich aufgepasst hast.“
- „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, aber du kennst mein Herz.“
Selbst unvollständige Sätze oder Gedankenfetzen sind ein Gebet. Und wenn du nur still dasitzt und seufzt oder innerlich rufst: „Hilf mir!“ – auch das ist ein Gebet.
Kurz gesagt: Es gibt keine „Zauberworte“ im Gebet. Das Einzige, was zählt, ist dein ehrliches Herz. Ob du liest, schreibst, sprichst oder schweigst – Gott hört dich immer.
Wenn ich aber nichts spüre
Manchmal betet man und wartet: Auf eine Ahnung von Frieden, ein Gefühl von Trost oder gar auf eine Antwort. Doch oft bleibt es still. Du spürst vielleicht gar nichts Besonderes und fragst dich, ob dein Gebet überhaupt „oben“ angekommen ist.
Das ist eine Erfahrung, die viele Menschen machen, nicht nur am Anfang. Deshalb ist es wichtig zu wissen: Gebet ist kein Automat. Wir werfen ein Gebet hinein und bekommen nicht automatisch ein sichtbares Zeichen heraus. Gott arbeitet oft verborgen und in seiner eigenen Zeit.
Auch in der Bibel gibt es viele Beispiele von Menschen, die sich von Gott verlassen fühlten. Der Psalmbeter ruft: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22). Diese ehrlichen Gebete zeigen uns: Es ist in Ordnung, Zweifel und Leere vor Gott zu bringen.
Wenn du nichts spürst, heißt das nicht, dass dein Gebet umsonst ist. Im Gegenteil: Gerade das Dranbleiben im Gebet, auch wenn es sich leer anfühlt, ist ein Ausdruck von Vertrauen. Gott ist da – auch wenn wir ihn gerade nicht „fühlen“ können.
Erwarte nicht immer große Gefühle. Oft wirkt das Gebet leise und unmerklich. Aber mit der Zeit wirst du vielleicht merken: Dein Herz wird ruhiger, deine Haltung verändert sich, du bist stärker verwurzelt. All das sind stille Wirkungen des Gebets.
Bleib mutig dran, auch wenn du nichts spürst. Jeder Schritt ins Gebet zählt.
Alle Teile:
Teil 1: Warum überhaupt beten?
Teil 2: Wie beginne ich zu beten?
Teil 3: Muss ich bestimmte Worte sagen?