Wenn Beten schwerfällt (Teil 1)

Beten klappt nicht

Teil 1: Beten klappt nicht? Woran es liegen kann

Beten – das klingt oft einfach. Wir falten die Hände, sprechen mit Gott, bringen unsere Bitten, unseren Dank oder unsere Sorgen vor ihn. Viele Menschen empfinden das Gebet als Kraftquelle, als Trost, als Verbindung zu Gott. Doch es gibt auch andere Zeiten. Zeiten, in denen Beten schwerfällt, in denen man denkt: Das Beten klappt nicht. In denen man keine Worte findet. In denen die Stille nur leer erscheint. In denen sich Gott fern anfühlt.

Das gehört zum Glaubensleben dazu – auch wenn es oft verschwiegen wird. Deshalb ist es wichtig, ehrlich hinzusehen: Warum fällt Beten manchmal so schwer?

Der Alltag erdrückt alles

Viele Menschen möchten beten – aber der Alltag lässt wenig Raum. Termine, Verpflichtungen, Erschöpfung, Reizüberflutung. Am Ende eines Tages fehlt die Kraft. Morgens drängt die Zeit. Das Gebet rutscht einfach durch. Und mit jedem Mal, an dem es nicht klappt, wächst vielleicht das schlechte Gewissen – oder der Eindruck: Ich kann das einfach nicht.

Aber Beten ist keine Leistung. Kein Pflichtprogramm. Kein spirituelles To-do. Es ist Begegnung. Und manchmal fängt diese Begegnung gerade dann an, wenn wir innerlich leer und sprachlos vor Gott stehen. Vielleicht darf Beten gerade im überfüllten Alltag ganz klein sein: ein Moment der Stille, ein Stoßseufzer, ein Kreuzzeichen, ein bewusstes Durchatmen mit dem Gedanken „Du bist da, Gott.“ Manchmal beginnt das Beten da, wo wir loslassen, wie es eigentlich aussehen müsste.

Gott scheint weit weg zu sein

Es gibt Zeiten im Leben, in denen sich Gott nicht spürbar zeigt. In denen das Gefühl ausbleibt, dass da jemand hört. Wo früher Geborgenheit war, ist plötzlich nur Leere. Das kann tief verunsichern. Gerade wenn man glaubt, dass ein starkes Glaubensleben immer auch spürbar sein muss.

Aber viele biblische Menschen kennen genau solche Phasen. Die Psalmen sind voll davon: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22,2). Selbst Jesus betet diese Worte am Kreuz. Das zeigt: Die Erfahrung von Gottesferne ist kein Zeichen von Glaubensschwäche – sondern Teil eines tiefen, ehrlichen Wegs mit Gott.

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In solchen Zeiten kann es helfen, sich an die Worte anderer zu halten: Psalmen, das Vaterunser, alte Kirchengebete. Sie tragen uns, wenn wir selbst keine Worte haben. Und manchmal reicht es, einfach da zu sein. Still. Fragend. Wartend.

Zweifel, Unsicherheit, Wunden

Manchmal steht zwischen uns und dem Gebet eine große Unsicherheit: Hört Gott überhaupt? Interessiert er sich für mich? Macht Beten einen Unterschied?

Solche Zweifel sind keine Hindernisse, sondern Teil des Weges. Gebet bedeutet nicht: Ich muss mir 100 % sicher sein. Es bedeutet: Ich halte meine Sehnsucht hin – selbst wenn sie brüchig ist. Auch das Zweifeln kann ein Gebet sein. Ein stummes: „Wenn es dich gibt, dann sieh mich.“

Und manchmal gibt es tiefer liegende Gründe: Menschen, die Verletzungen in ihrem Glaubensleben erlebt haben. Die mit Schuld, Angst oder kirchlicher Prägung kämpfen. Dann braucht es Geduld – und vielleicht auch heilende Gespräche oder seelsorgerliche Begleitung.

Gott hört anders, als wir denken

Ein weiteres Hindernis kann die Enttäuschung sein: Ich habe gebetet – und nichts hat sich verändert. Ein Mensch ist nicht gesund geworden. Ein Konflikt blieb ungelöst. Die Einsamkeit blieb.

Doch Gott ist kein Automat. Gebet ist keine Garantie, dass das Gewünschte geschieht. Vielmehr verändert Gebet oft nicht sofort die Umstände – aber es kann unser Herz verwandeln. Es kann Frieden schenken, auch wenn die Lage gleich bleibt. Es kann uns stärken, tragen, aufrichten.

Fazit:
Wenn Beten schwerfällt, heißt das nicht, dass mit dir etwas nicht stimmt – es bedeutet oft, dass du aufrichtig suchst. Und genau das ist schon Gebet: die ausgestreckte Hand, das stille Sehnen, das Nicht-Aufgeben.

Alle Teile:

Beten klappt nicht? Woran es liegen kann

Schweigen statt Worte – Gebet im Nicht-mehr-Können

Wenn Gott fern scheint – Beten im Dunkel

Dennoch – Gebet als Akt der Hoffnung

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